Die Angst geht um

Die Furcht vor einer Rezession lässt das Geschäftsklima und die Börsen abstürzen. Autobauer und Zulieferer kündigen Produktionsstopps an. Die AZ untersucht, was ein Konjunkturpaket jetzt bringen könnte
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Produktion bei Audi: Die Wirtschaftsflaute bringt immer mehr Hersteller in Schwierigkeiten.
dpa Produktion bei Audi: Die Wirtschaftsflaute bringt immer mehr Hersteller in Schwierigkeiten.

MÜNCHEN - Die Furcht vor einer Rezession lässt das Geschäftsklima und die Börsen abstürzen. Autobauer und Zulieferer kündigen Produktionsstopps an. Die AZ untersucht, was ein Konjunkturpaket jetzt bringen könnte

Jürgen Pfister ist eigentlich ein optimistischer Mensch. Doch diesmal sprach auch der Chefvolkswirt der BayernLB von einem „grausligen Absturz“. Was der Ökonom meinte: Die Stimmung in der deutschen Wirtschaft ist im Oktober auf den schlechtesten Wert seit 2003 gesunken.

Zum fünften Mal hintereinander fiel der Geschäftsklimaindex des Münchner Ifo-Instituts. Und das war nicht die einzige Hiobsbotschaft, die die deutsche Wirtschaft gestern produzierte. Der Autobauer Daimler verhängt über Weihnachten einen Produktionsstopp in allen deutschen Werken. Zulieferer Bosch schließt ein Werk für eine Woche. Der Deutsche Aktienindex verlor erneut deutlich (siehe rechts).

Die Angst vor der Rezession hält Firmen und Anleger immer stärker im Griff. Und der Ruf nach einem staatlichen Konjunkturprogramm wird lauter: „Man sollte das machen“, sagt Ökonom Pfister. „Aber nicht mit Maßnahmen, die nur kurzfristig wirken.“ Auch der Gelsenkirchner Auto-Professor Ferdinand Dudenhöffer forderte angesichts der desolaten Lage der Autobranche: „Die Regierung sollte geplante Investitionen in die Infrastruktur vorziehen.“

Bis nächste Woche will das Kabinett ein Hilfspaket für Konjunktur und Jobs schnüren. Von einem „Beschäftigungsschirm“, sprach die SPD. Die AZ nennt die wichtigsten Vorschläge und sagt, was sie bringen.

Gebäudesanierung. Die Zuschüsse für Bauherren, um Gebäude besser zu dämmen, sollen erhöht werden. Das soll dem Bau und dem Handwerk helfen. Experten fürchten aber: Es produziert vor allem Mitnahmeeffekte. Wer ohnehin sanieren wollte, nimmt dann noch den Zuschuss mit.

Urteil: Wirkt kaum.

Konsumzuschüsse. Die Verbraucher sollen Zuschüsse für den Kauf energiesparender Elektrogeräte oder verbrauchsarmer Autos bekommen. Das soll den Konsum beleben. Der Haken: „Die Leute sind verunsichert“, sagt Ferdinand Dudenhöffer. „Da kaufen sie auch mit Zuschuss kein Auto.“

Urteil: Bringt nichts.

Steuersenkungen. Das fordert die Unn. Was Experten für sinnvoll halten: die geplante höhere Absetzbarkeit der Krankenkassenbeiträge vorzuziehen. Doch auch da gilt: Ängstliche Verbraucher sparen das Geld eher, als es auszugeben.

Urteil: Mittelfristig gut, hilft kurzfristig aber nur zum Teil.

Infrastruktur-Investitionen. Die Regierung will das Förderprogramm der KfW-Bank für öffentliche Bauten aufstocken. Auch der Städtetag fordert Investitionen in Gebäude und Straßen. „Das ist sinnvoll“, sagt Ökonom Pfister. In den letzten Jahren sei hier Einiges versäumt worden. „Das ist eine Wachstumsbremse.“

Urteil: Fördert das Wachstum – aber erst auf lange Sicht.

Abschreibungsmöglichkeiten. Firmen sollten neue Maschinen befristet sofort voll abschreiben können, meint Ökonom Pfister. „Darauf springen die Betriebe meist sofort an.“ Das kurbelt die Investitionen an, glaubt er.

Urteil: Hilft den Firmen, aber nicht den Verbrauchern.

A. Jalsovec

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