Deutschland verschärft Sicherheitskontrollen an Flughäfen

Nach dem versuchten Sprengstoffanschlag auf ein US-Flugzeug sind die Sicherheitsvorkehrungen an deutschen Flughäfen erhöht worden. Reisende müssen mit intensiveren Kontrollen des Handgepäcks rechnen.
Erste Ergebnisse zum möglichen Einsatz von Scannern zur Sprengstofferkennung werden im kommenden Jahr erwartet, wie Ministeriumssprecherin Gabriele Hermani erklärte. Deutsche Sicherheitsbehörden halten das Bekenntnis von „Al Kaida auf der arabischen Halbinsel“ zu dem gescheiterten Anschlagsversuch in einem Delta-Airlines-Flug vom 25. Dezember für authentisch, wie Hermani erklärte.
"Kein Anlass, in unnötige Panik zu verfallen"
Der Versuch unterstreiche die Bedeutung des transatlantischen Luftverkehrs als Terrorziel. Zu den Sicherheitsmaßnahmen sagte sie, es gebe nun einen „sehr hohen Grad der händischen Kontrolle“.
Die Sprecherin betonte, dass auch die anderen europäischen Länder die Standards bei der Passagier- und Handgepäckkontrolle erhöhten. De Maizière erklärte: „Die Bundesregierung nimmt den Anschlagsversuch sehr ernst. Wir haben dennoch keinen Anlass, in unnötige Panik zu verfallen.“ Der Minister bat die Betroffenen um Verständnis und riet, das Handgepäck möglichst zu reduzieren, um Verspätungen zu vermeiden.
Eventuell neu einzusetzende Scanner müssten die Persönlichkeitsrechte des Fluggasts wahren, erklärte die Sprecherin. Es gebe aber inzwischen eine Software, „die ein Oberflächenbild erzeugt, für Frauen und Männer getrennt“, anstelle einer deutlichen Silhouette des Körpers. Es handele sich dabei um „verpixelte Bilder“, meinte sie, ohne dies näher zu erläutern.
Bei der Sprengstofferkennung seien zwar „beachtliche Fortschritte“ erzielt worden, aber sie seien nicht ausreichend. „Es muss auch schnell funktionieren und ein Ergebnis anzeigen.“ Die Geräte würden in der Forschungs- und Erprobungsstelle der Bundespolizei getestet, „ob sie serienreif sind und im Verbund mit den europäischen Partnern einsetzbar“. Das Ministerium sei „zuversichtlich, dass wir im Laufe des kommenden Jahres erste Ergebnisse präsentieren können“. Über Praxistests wie in anderen Ländern werde erst gesprochen, wenn die getesteten Geräte „alle Kriterien erfüllen, die wir für notwendig erachten“.
Gewerkschaft warnt vor Sicherheitsmängeln
Der Chef der Gewerkschaft der Polizei, Konrad Freiberg, warnte unterdessen vor Sicherheitsmängeln. „Die Wachsamkeit hat deutlich nachgelassen. Vor allem auch die Politik tut hier zu wenig“, sagte er der „Passauer Neuen Presse“. An den Flughäfen gebe es zu wenig Personal und es mangele an modernster Technik.
Der Vorsitzende des Bundestags-Innenausschusses, Wolfgang Bosbach, sagte den Zeitungen der „WAZ“-Mediengruppe, wenn die Industrie eine Technik zur Verfügung stelle, „die das Entdecken gefährlicher Substanzen am Körper ermöglicht, ohne die Intimsphäre der Bürger zu verletzen, können wir darauf nicht verzichten; und zwar flächendeckend an allen Flughäfen“.
FDP-Fraktionsgeschäftsführer Jörg van Essen räumte im WDR-5-“Morgenecho“ ein, dass schärfere und an allen Flughäfen gleich scharfe Kontrollen notwendig seien. Er wies aber auch darauf hin, dass Warnungen vor dem Attentäter nicht beachtet wurden. Für die Linke erklärte die Innenpolitikerin Petra Pau: „Sichere Flughäfen benötigen gut ausgebildetes, gut motiviertes, also garantiert gut bezahltes Personal. Gesetzliche Mindestlöhne schaffen mehr Sicherheit als staatliche Peepshows.“
DAPD