Deutschland und der Krieg: Der Schlangenfresser zu Gast

Oberbefehlshaber McChrystal ist als harter Brocken bekannt und traf sich nun in Berlin mit Verteidigungsminister zu Guttenberg. Der US- Kommandeur hatte aber auch Lob für die Bundeswehr übrig.
von  Abendzeitung
US-Kommandeur Stanley McChrystal zu Gast bei Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg
US-Kommandeur Stanley McChrystal zu Gast bei Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg © dpa

BERLIN - Oberbefehlshaber McChrystal ist als harter Brocken bekannt und traf sich nun in Berlin mit Verteidigungsminister zu Guttenberg. Der US- Kommandeur hatte aber auch Lob für die Bundeswehr übrig.

Deutschland und der Krieg: In diesen Tagen geht es an vielen Fronten um den Afghanistan-Einsatz – am Mittwoch war US-Kommandeur Stanley McChrystal in Berlin, um mit Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg über eine bessere Zusammenarbeit und das künftige Vorgehen zu sprechen. Und am Donnerstag muss Guttenberg im Kundus-Untersuchungsausschuss aussagen, während Kanzlerin Bundeskanzlerin Angela Merkel in einer Regierungserklärung grundsätzliche Linien zu dem Einsatz ziehen will.

McChrystal ist als harter Brocken bekannt. „Schlangenfresser“ nennen sie ihn respektvoll: Er isst nur einmal am Tag, abends, um nicht träge zu werden. Er gönnt sich nur vier Stunden Schlaf. Er gilt als Workoholic, in seiner sparsamen Freizeit absolviert er Langstreckenläufe mit iPod im Ohr – nicht mit Musik, sondern mit Hörbüchern. Lange leitete er Geheimkommandos, jetzt ist er für die Trendwende in Afghanistan zuständig.

Seine oberste Maxime ist der Schutz von Zivilisten – eine deutliche Änderung der US-Linie. So sehr, dass es sogar schon mit der deutschen Seite knirscht, weil sie auf seinen Befehl künftig jede Operation 24 Stunden vorher den afghanischen Behörden melden müssen – damit Zivilisten sich in Sicherheit bringen können. Leider haben sind damit auch die Taliban gewarnt, klagen deutsche Offiziere.

Themen gab es für die „längere Aussprache“ zwischen Guttenberg und dem schroffen US-General, der persönlich und massiv beim Fall Kundus die Bundeswehr kritisiert hatte, genug: die künftige Koordination oder die auch von den Amerikanern gestellte Frage, ob die Bundeswehr fit genug ist für den robusten Einsatz. Offiziell lobte er die Bundeswehr: „Gerade die Deutschen machen in Afghanistan ihren Job mit Erfolg.“ Die Afghanen müssten in die Lage versetzt werden, selbst ihre Zukunft gestalten zu können. Dafür sei der Einsatz nötig. Allerdings: „2010 wird ein gefährliches Jahr.“

Das heißt, dass es weitere Tote geben kann. Die Särge mit den jüngst gefallenen Soldaten kamen gestern nach Verzögerungen wegen der Vulkanasche in Deutschland an. Am Samstag ist die zentrale Trauerfeier. Guttenberg und McChrystal legten in Berlin Kränze für sie nieder. Der Minister sagte: „Wir stehen zu unserer Führungsverantwortung, auch wenn der Einsatz sehr gefährlich ist“. tan

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