Deutschland hat so viele Zuwanderer wie noch nie

Knapp 11 Millionen Menschen sind es im Jahr 2014. Tendenz steigend. Ein Überblick woher sie kommen, warum sie in Deutschland leben wollen und wie gut sie ausgebildet sind.
Noch nie haben so viele Zuwanderer in Deutschland gelebt wie 2014. Im laufenden Jahr dürfte die Zahl noch einmal steigen. Die Diskussion über ein Einwanderungsgesetz ist voll entfacht. Die wichtigsten Fragen und Antworten.
Wie viele Zuwanderer leben in Deutschland?
Rund 10,9 Millionen Zuwanderer, Flüchtlinge und Asylbewerber lebten 2014 hierzulande. Laut dem Statistischen Bundesamt der höchste Stand seit Beginn der Erhebungen 2005. Das Plus zum Vorjahr beträgt 3,7 Prozent und zu 2011 rund 10,6 Prozent. Damit hat gut jeder Fünfte der 80,89 Millionen Einwohner einen Migrationshintergrund.
Was verstehen die Statistiker unter Zuwanderern?
Der Mikrozensus ist die Grundlage der Statistik. Bei dieser Erhebung wird jedes Jahr rund ein Prozent der Bevölkerung befragt. Dabei werden auch Asylbewerberheime berücksichtigt.
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Wie steht es um ein Einwanderungsgesetz?
Die Grünen bezeichneten Deutschland schon vor etlichen Jahren als Einwanderungsland und forderten ein Einwanderungsgesetz. Die Union hat sich dem lange verschlossen. Inzwischen spricht zwar auch sie davon, dass Deutschland nach den USA das zweitgrößte Einwanderungsland der Welt sei. Um ein Gesetz wird in CDU und CSU aber noch heftig gerungen. Die CDU von Kanzlerin Bundeskanzlerin Angela Merkel könnte sich im Dezember auf einem Parteitag dafür aussprechen, die derzeit mehr als 90 Rechtsgrundlagen für die Erteilung eines Aufenthaltstitels für Zuwanderer in einem speziellen Gesetz zu vereinfachen und zu bündeln. Die CSU will kein Gesetz mitmachen, das ein Mehr an Zuwanderung bedeutet. Der Koalitionspartner SPD dringt auf ein Einwanderungsgesetz noch in dieser Wahlperiode.
Woher kommen die Zuwanderer?
Seit 2011 ziehen jedes Jahr mehr Menschen nach Deutschland. Besonders deutlich ist der Zuwachs aus der Europäischen Union. Mehr als vier Millionen Zuwanderer stammten 2014 aus diesen Ländern, das waren gut 18 Prozent mehr als 2011. Die meisten kamen aus Polen, Rumänien, Italien, Bulgarien und Ungarn. Aber auch die Zahl der Zuwanderer aus anderen Kontinenten nahm deutlich zu. China, Syrien und Indien nennen die Statistiker als Beispiele.
Weshalb kommen die Menschen nach Deutschland?
Für die meisten Zugezogenen ist ein Job der wichtigste Grund, nach Deutschland zu kommen (28 Prozent). Mehr als die Hälfte dieser Zuwanderer hatte bei der Einreise bereits eine Stelle. Arbeit habe somit das zuvor dominierende Ziel der Familienzusammenführung abgelöst, stellt Migrationsexperte Ludger Pries fest.
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Wie gut sind die Zuwanderer ausgebildet?
„Am oberen Ende sind die Zuwanderer klar besser qualifiziert als die Deutschen“, meint Herbert Brücker vom Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung. „Was uns ein bisschen fehlt, ist die Mitte, also die klassischen Facharbeiterqualifikationen.“ Allerdings gebe es auch mehr Zuwanderer ohne Berufsausbildung als Deutsche, die keinen Migrationshintergrund haben. Dies sei aber nicht per se negativ. „Sehr viele Zuwanderer arbeiten in Berufen wie der Gastronomie, der Landwirtschaft und der nicht-examinierten Pflege, wo man nicht unbedingt eine formelle Berufsbildung braucht.“
Wie gut sprechen die Zuwanderer Deutsch?
Mehr als die Hälfte der rund 16,4 Millionen Menschen mit ausländischen Wurzeln (56,0 Prozent) hat einen deutschen Pass. Fast die Hälfte der seit 1960 Zugewanderten im Alter von 15 bis 64 Jahren schätzen ihre Deutschkenntnisse als fließend oder sogar muttersprachlich ein.