Deutschland feiert weiter das Mauerfall-Jubiläum
In Berlin gehen an diesem Samstag die Feierlichkeiten zum 25. Jahrestag des Mauerfalls weiter. Entlang der 15 Kilometer langen Lichtgrenze mit knapp 7000 leuchtenden Ballonen werden Berliner und Touristen aus aller Welt erwartet.
Berlin - Führungen und Gespräche mit Zeitzeugen sind geplant. Die Installation, die den Verlauf eines Teils der einstigen innerstädtischen Sperranlagen nachzeichnet, wurde am Freitagabend eröffnet.
Zu einem Symposium über den Kalten Krieg wird auch der frühere sowjetische Staatspräsident Michail Gorbatschow erwartet. Mitte der 1980er Jahre hatte der Chef der Führungsmacht des Ostblocks mit seiner Politik von Glasnost (Offenheit) und Perestroika (Umgestaltung) den historischen Wandel eingeleitet.
Kanzlerin Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) hat am Samstagabend gleich zwei Auftritte. Zunächst eröffnet sie die Falling Walls Conference - eine Wissenschaftstagung zu bahnbrechenden Entwicklungen in Forschung und Gesellschaft. Später spricht sie ein Grußwort zu einem Konzert des einst von der DDR ausgebürgerten Liedermachers Wolf Biermann. Er hatte mit Attacken auf die Linkspartei bei einem Auftritt am Freitag im Bundestag für Aufsehen gesorgt.
Berlins Regierender Bürgermeister Klaus Wowereit (SPD) hatte bei der Eröffnung der symbolischen Lichtgrenze in der Nähe des Reichstags am Abend zusammen mit früheren DDR-Bürgerrechtlern an die Jüngeren appelliert, sich für Freiheit und Demokratie einzusetzen. Berlin werde auch die Opfer von Mauer und Stacheldraht nicht vergessen, sagte Wowereit.
Die DDR-Sperranlagen um den Westteil Berlins herum waren einst mehr als 155 Kilometer lang. Die Lichtgrenze, die von der Bornholmer Straße bis zur Oberbaumbrücke reicht, soll am Sonntag, dem Jahrestag des Mauerfalls, nach 19.00 Uhr wieder aufgelöst werden - etwa zu der Zeit, als vor 25 Jahren die berühmte Pressekonferenz des SED-Politbüromitglieds Günter Schabowski lief. Dazu ist ein großes Bürgerfest am Brandenburger Tor geplant. Gäste wie Friedensnobelpreisträger Muhammed Yunus und Lech Walesa sowie NASA-Astronaut Ron Garan werden dabei sein. Auch Bundespräsident Joachim Gauck und Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) werden erwartet.
Gorbatschow hatte am Freitagabend bereits am ehemaligen Grenzkontrollpunkt Checkpoint Charlie eine Ausstellung zum Kalten Krieg besucht. Er sei stolz, dazu beigetragen zu haben, "dass wir heute so leben wie wir leben", sagte der 83-Jährige.
Der Bundesbeauftragte für die Stasi-Unterlagen, Roland Jahn, kritisierte die Rede des Linksfraktionschefs Gregor Gysi bei der Gedenkstunde des Bundestags zum Mauerfall. "Gregor Gysi hat kein Wort über die Verantwortung für die Mauer gesprochen und auch nicht über den Schießbefehl, der auf Grundlage der Machterhaltung der SED angeordnet worden ist", sagte Jahn dem Radiosender NDR-Info. Das zeige, dass die Linke noch viel aufzuarbeiten habe.
Innenminister Thomas de Maizière (CDU) rief angesichts des Jubiläums zu einer Zukunftsdebatte auf. "Wir sollten im Gedenkjahr darüber nachdenken: Welches Volk sind wir eigentlich und welches Volk wollen wir in 25 Jahren sein? Wollen wir dann immer noch über Ost und West diskutieren?", sagte de Maizière in einem Doppelinterview mit der "Rheinischen Post" (Samstag), das er gemeinsam mit seinem Cousin, dem früheren DDR-Ministerpräsidenten Lothar de Maizière, gab. Dieser sah auch heute noch viele Unterschiede zwischen Ost und West. Über sich selbst sagte der heute 74-Jährige Ex-Ministerpräsident der DDR: "Ich kriege die DDR nicht mehr aus dem Anzug geschüttelt, und das will ich auch nicht."