Deutschland erkennt Südsudan an
Juba/Berlin - "Das deutsche Volk heißt die Republik Südsudan als neues Mitglied der Gemeinschaft der freien und unabhängigen Staaten der Welt willkommen", schrieb Bundespräsident Christian Wulff am Freitag an den Präsidenten des 54. afrikanischen Staates, Salva Kiir. Zugleich rief Wulff dazu auf, die Konflikte mit der bisherigen Zentralregierung in Khartum "auf dem Verhandlungswege, friedlich und zur Zufriedenheit beider Länder zu lösen".
Fast 30 Jahre nach Beginn des blutigen Bürgerkriegs wird sich der Südsudan an diesem Samstag für unabhängig erklären. Die Teilung des bisher größten Landes Afrikas zieht einen Schlussstrich unter den jahrzehntelangen Konflikt zwischen dem arabisch geprägten Norden und dem überwiegend von Schwarzafrikanern bewohnten Süden. In einer Volksabstimmung hatten sich im Januar fast 99 Prozent der Bürger im Süden für die Unabhängigkeit ausgesprochen.
Zu den rund 30 Staatsoberhäuptern, die zu den Feiern in der neuen Hauptstadt Juba erwartet werden, gehört auch der sudanesische Präsident Omar Al-Baschir, den die Opposition in Khartum für den Verlust des ölreichen Südens verantwortlich macht. Angekündigt hat sich auch UN-Generalsekretär Ban Ki Moon. Deutschland wird durch den Afrika-Beauftragten des Auswärtigen Amts, Walter Lindner, vertreten.
Unter dem 2005 beendeten Bürgerkrieg hatte vor allem der Süden schwer gelitten. Rund zwei Millionen Menschen kamen ums Leben, etwa vier Millionen Menschen flohen. Der Südsudan ist einer der unterentwickeltsten Staaten Afrikas, in dem Infrastruktur, Erziehungs- und Gesundheitswesen weit hinter den Anforderungen zurückbleiben. Ungeklärt und umstritten zwischen Nord und Süd sind weiterhin der genaue Grenzverlauf und die Verteilung der Öleinkünfte.
Das UN-Kinderhilfswerk Unicef rief dringend zur Hilfe für die Kinder im Südsudan auf. Viele von ihnen litten unter extremer Armut, Krankheiten und Hunger, erklärte Unicef Deutschland in Köln. Eines von neun Kindern sterbe noch vor dem fünften Geburtstag. Nach den jüngsten Kämpfen in der Grenzregion zum Nordsudan seien über 100 000 Menschen auf der Flucht. Die Nothilfeorganisation Ärzte ohne Grenzen sprach von einer "massiven humanitären Krise".