Deutscher Soldat stirbt bei Angriff

Die Bundeswehr-Truppe bewachte eine Brücke, da kam der Attentäter, als Bauer getarnt: Am neunten Jahrestag des Kriegsbeginns kommt es in Afghanistan wieder zu dramatischen Szenen
von  Abendzeitung
Bei einem Selbstmordanschlag in Nordafghanistan ist am Donnerstag ein Bundeswehrsoldat getötet worden.
Bei einem Selbstmordanschlag in Nordafghanistan ist am Donnerstag ein Bundeswehrsoldat getötet worden. © dpa

KABUL/BERLIN - Die Bundeswehr-Truppe bewachte eine Brücke, da kam der Attentäter, als Bauer getarnt: Am neunten Jahrestag des Kriegsbeginns kommt es in Afghanistan wieder zu dramatischen Szenen

Genau am neunten Jahrestag des Afghanistankriegs musste gestern ein weiterer deutscher Soldat sterben: Der Mann wurde getötet, als ein Selbstmordattentäter eine deutsche Patrouille angriff. Die bewachte eine Brücke im Norden von Pul-e- Khumri in der Provinz Baghlan und hielt den Taliban-Kämpfer wohl zunächst für einen Bauern. Als dieser näher kam, zündete er den Sprengstoffgürtel unter seinen Kleidern. Der deutsche Soldat starb bei der Explosion sofort, sechs weitere wurden verletzt.

Auch nach dem Attentat am gestrigen frühen Nachmittag (Ortszeit) gab es bei den deutschen Einheiten wohl dramatische Szenen. Mindestens zwei Soldaten seien schwer verletzt, sagte Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg, der mit der Nachricht den Bundestag während einer Sitzung überraschte. Mehrere Onlinedienste meldeten, die beiden seien in kritischem Zustand. Laut dem CDU-Bundestagsabgeordneten Jürgen Hardt war die Truppe mit den verletzten Soldaten bei Redaktionsschluss dieser Ausgabe noch auf dem Weg zurück in ihr Camp. Man hoffe, dass sie dort heil ankämen, sagte Hardt. Das Gebiet um den Anschlagsort sperrten die Deutschen weiträumig ab. Die Bundeswehr sichert in dem als gefährlich geltenden Areal die Nachschubwege für die Nato-Truppen nach Kundus.

Der Bundestag reagierte entsetzt auf die Nachricht. Das Parlament debattierte gerade ausgerechnet über bessere Versorgung für die Angehörigen von verwundeten oder getöten Soldaten. Guttenberg sprach von einer „sehr traurigen Nachricht – wir haben einen gefallenen Soldaten undnach derzeitigem Stand sechs verwundete Soldaten zu beklagen.“ Die Linke forderte erneut einen Abzug aus dem Krisenland: „Das tragische Ereignis am neunten Jahrestag des Beginns des Afghanistan-Krieges führt noch einmal vor Augen, dass der Krieg die Lage in Afghanistan um keinen Deut verbessert hat“, sagte Linke-Fraktionschef Gregor Gysi.

Fast zur selben Zeit startete der afghanische Präsident Hamid Karsai einen weiteren Versuch, die Lage im Land zu stabilisieren: durch die Einberufung eines sogenannten Friedensrats. Dessen 70 Mitglieder sollen unabhängig von der Regierung arbeiten und dabei auch in Verhandlungen mit den Taliban einsteigen. Ein Sprecher Karsais bestätigte, es habe schon Kontakte zwischen Regierung und den Aufständischen gegeben.

Die Taliban bestehen aber darauf, dass vor Friedensverhandlungen alle fremden Truppen das Land verlassen müssten. In einer Erklärung zum Jahrestag hieß es, man habe ohnehin 75 Prozent des Landes unter Kontrolle.

mue

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