Deutscher nach Freilassung in der Türkei wieder zuhause
Berlin/Hamburg - Der nach monatelanger Haft in der Türkei freigelassene Deutsche David Britsch ist wieder zurück in seiner Heimat: Der 55-Jährige traf am Donnerstagabend am Hamburger Flughafen ein.
Der NDR zeigte ein Video, auf dem zu sehen ist, wie der aus Schwerin stammende Britsch bei der Ankunft von Familienmitgliedern in die Arme genommen wird.
Der Deutsche war laut Welt im April in der osttürkischen Stadt Antakya festgenommen worden und in Abschiebehaft gekommen. Britsch hatte demnach den Plan, von Schwerin nach Jerusalem zu pilgern - zu Fuß und ohne Geld. Er habe damit ein Friedenszeichen setzen wollen.
Keine strafrechtlichen Vorwürfe bekannt
Im November vergangenen Jahres war er losgegangen, Anfang Februar hatte er die Türkei erreicht und sich weiter in Richtung Syrien aufgemacht. Kurz vor der Grenze sei er mehrfach kontrolliert und schließlich festgenommen worden. Statt nach Jerusalem zu kommen, habe er bis Donnerstagmorgen im Abschiebegefängnis in Askale gesessen, in der türkischen Provinz Erzurum. Strafrechtliche Vorwürfe seien bis zuletzt nicht bekannt gewesen.
Es war die zweite Freilassung eines Deutschen in der Türkei in dieser Woche. Erst am Montag war die Journalisten Mesale Tolu nach siebenmonatiger Untersuchungshaft auf freien Fuß gesetzt worden. Ihr wird Mitgliedschaft in einer Terrororganisation vorgeworfen. Sie darf das Land weiter nicht verlassen. Auch der deutsche Soziologe Sharo Garip will in Kürze nach der Aufhebung einer knapp zweijährigen Ausreisesperre aus der Türkei nach Deutschland zurückkehren.
Trotzdem sitzen nun nach Angaben der Bundesregierung noch mindestens sieben Deutsche aus politischen Gründen in der Türkei hinter Gittern, darunter der Welt-Korrespondent Deniz Yücel.
Außenminister Gabriel ist erleichtert
Außenminister Sigmar Gabriel äußerte sich erleichtert über Britschs Freilassung. "Damit sind Monate der Ungewissheit und des Wartens in türkischer Abschiebehaft endlich vorbei. Für mich ist seine Ausreise nach Deutschland ein weiteres positives Signal", erklärte der SPD-Politiker.
Gabriel wies darauf hin, dass in der Türkei jetzt sechs Menschen aus den Gefängnissen entlassen worden seien oder ausreisen durften. "Entscheidungen wie diese machen Hoffnung darauf, dass wir Schritt für Schritt Vertrauen wieder aufbauen und das bilaterale Verhältnis entkrampfen können." Deshalb habe er mit seinem türkischen Kollegen Mevlüt Cavusoglu vereinbart, die gemeinsamen Gespräche fortzusetzen, teilte Gabriel weiter mit.
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