Deutschem Islamisten drohen 30 Jahre Haft
Im Pariser Terrorprozess um den Anschlag in Djerba hat der angeklagte Deutsche seine Unschuld beteuert. Seine Reisen und seine Kontakte sprechen nach Ansicht der Staatsanwaltschaft dagegen.
Der in Frankreich als Mitglied des Terrornetzwerkes Al Qaeda und Komplize des Selbstmordattentäters von Djerba angeklagte Deutsche hat in seinem Schlusswort vor Gericht erneut jede Beteiligung an Terrorplänen zurückgewiesen. «Ich habe niemals von einem Attentat gewusst», sagte der Duisburger Christian Ganczarski am Donnerstag vor dem Pariser Schwurgericht. Seine Afghanistan-Reisen hätten nichts mit irgendwelchen Anschlagsplanungen zu tun gehabt. Er habe weder das Attentat auf der Ferieninsel Djerba noch ähnliche Taten jemals befürwortet, beteuert der 42-Jährige.
Die Anklage fordert 30 Jahre Gefängnis für den Deutschen. Das Urteil wurde wurde für Donnerstagabend oder Freitag erwartet. Bei dem Djerba-Attentat vor knapp sieben Jahren waren 21 Menschen getötet worden, unter ihnen auch 14 deutsche Touristen. Der 1986 zum Islam konvertierte Ganczarski soll die Pläne für den Anschlag gekannt und dem Selbstmordattentäter Nizar Nawar vorab seine Zustimmung gegeben haben.
Kontakte zu Osama bin Laden
Als Belege für die Beteiligung des Deutschen wertet die Staatsanwaltschaft die zahlreiche Reisen des heute 42-Jährigen nach Afghanistan, bei denen er neben Osama Bin Laden zahlreiche andere hochrangige Al-Qaeda-Mitglieder und den Attentäter Nizar Nawar traf. Kurz vor dem Anschlag hatte Ganczarski zudem einen Anruf von Nawar erhalten. Die deutsche Justiz hatte das abgehörte Gespräch ebenfalls ausgewertet und Ganczarski vernommen. Sie sah jedoch keine hinreichende Beweise für eine Mitwisserschaft des Vaters von fünf Kindern. Ganczarski bezeichnete die Strafforderung in seinen Schlussworten als «unglaublich». Die Staatsanwaltschaft mache sich keine Gedanken darüber, wie es sei, wenn ein Unschuldiger mit 30 Jahren Haft konfrontiert werde. Aber dies sei ja egal, sagte Ganczarski. «Es geht ja nur um einen Muslim, der noch dazu Osama Bin Laden kennt.»
Bruder des Attentäters bittet um Entschuldigung
Zusammen mit Ganczarski sitzt der Bruder des tunesischen Selbstmordattentäters Nizar Nawar auf der Anklagebank. Er soll nach dem Willen der Staatsanwaltschaft wegen Mittäterschaft 15 Jahre in Haft. Auch er bestreitet jegliche Schuld. «Ich möchte für meine Familie um Entschuldigung bitten für das Grauen, das mein Bruder angerichtet hat», sagte Walid Nawar vor Gericht. «Der Bruder, den ich kannte, war ein anderer.» Der 24-jährige Nizar Nawar hatte sich am 11. April 2002 an der Synagoge La Ghriba mit einem Flüssigtransporter in die Luft gesprengt. Diese war ein beliebtes Ziel von Djerba-Touristen. Die tunesische Regierung räumte erst elf Tage nach der verheerenden Explosion ein, dass es ein Attentat war. Die französische Justiz nahm die Ermittlungen auf, weil bei dem Anschlag auch zwei Franzosen ums Leben kamen. Bis Ende Januar war im Pariser Prozess auch gegen den Kuwaiter Chalid Scheich Mohammed verhandelt worden. Weil er von den USA in Guantánamo auf Kuba gefangen gehalten wird, wurde dieses Verfahren jedoch abgetrennt. Scheich Mohammed soll auch hinter den Terroranschlägen auf das World Trade Center in New York am 11. September 2001 stehen. Er gilt als rechte Hand von Osama bin Laden. (dpa)
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