Der Westen liefert Panzer an die Ukraine: Erklärungen, bitte!
Es ist ein schmaler Grat, auf dem die westlichen Verbündeten bei ihrer Unterstützung der Ukraine wandeln. Schließlich haben sie es auf der anderen Seite mit einer Atommacht zu tun, die von einem irrlichternden Despoten geführt wird. Niemand kann vorhersagen, wann der gefährliche Mann im Kreml sich derart in die Enge getrieben fühlt, dass er die nächste Stufe der Gewalteskalation zündet. Und womöglich taktische Nuklearwaffen einsetzt, mit denen er ja oft genug gedroht hat.
Welche Strategie verfolgen die Nato-Partner?
Deshalb ist es gut, dass Bundeskanzler Olaf Scholz nun seinerseits eine rote Linie gezogen hat: Kampfjets, wie sie der Vize-Außenminister der Ukraine Andreij Melnyk fordert, wird Kiew von Berlin nicht bekommen. Tatsächlich wäre eine Lieferung von Tornados "ein qualitativ völliger Unterschied" in Bezug auf das Engagement der Bundesregierung, wie die liberale Verteidigungsexpertin Marie-Agnes Strack-Zimmermann richtig warnt.
Was allerdings bleibt, ist die Frage nach dem Ziel der westlichen Verbündeten. Gut, die Leopard- und Abrams-Panzer sollen wohl dabei helfen, die erwartete russische Offensive im Frühjahr abzuwehren. Und dann? Welche Strategie verfolgen die Nato-Partner?
"Putin darf diesen Krieg nicht gewinnen", lautet das ewige Mantra seit beinahe einem Jahr. Doch was bedeutet das? Einen Sieg der Ukraine bei Abtretung oder Autonomie der besetzten Gebiete? Oder ein völliges Zurückdrängen der Kreml-Truppen - auch von der Krim? Würde dies einmal erklärt, wäre vieles leichter zu verstehen - auch das lange Abwägen des Kanzlers.