Der Unbelehrbare
Der AZ-Chefredakteur über Karl-Theodor zu Guttenbergs Comeback-Ankündigung
„Um Gottes Willen!“ – „Der schon wieder“ – „Muss das sein?“ Wer sagt das? CSU-Parteifunktionäre beim Mittagessen im Lokal „Franz Josef“? Nein, die Zitate stammen von Online-Lesern der Abendzeitung, nachdem sie die Meldung gelesen hatten, dass Karl-Theodor zu Guttenberg offenbar zurück in den Bundestag drängt. Sie dürften damit die Stimmung der Bundesbürger gegenüber dem einstigen Polit-Star recht gut zusammenfassen. Dabei kann man Guttenberg den Versuch einer politischen Rückkehr nicht vorwerfen.
Die Kandidatur für ein Bundestagsmandat wäre dafür auch der richtige Weg. Warum sorgt dann die bloße Ankündigung, über eine solche Kandidatur reden zu wollen, gleich für so viel Unmut? Ganz einfach: Weil es penetrant wirkt, wie der Mann zurück an die Macht will. Hätte er seit seiner Affäre um die abgeschriebene Doktorarbeit geschwiegen und sich vorher sauber entschuldigt – die knappe Ankündigung, im Jahr 2013 kandidieren zu wollen, würde vielleicht als seriöser Comeback-Versuch gewertet.
Aber er hat den anderen Weg gewählt, sich mit seinem großkotzigen Interview-Buch in der Union nur Feinde gemacht und beim Volk den Eindruck eines unbelehrbaren Wichtigtuers manifestiert. Dieses Image lässt sich so schnell nicht korrigieren. Gelingen kann es ihm, wenn überhaupt, nur auf einem Weg: dem der Zurückhaltung. Statt dessen hat er sich wieder einmal zum unpassenden – das heißt: viel zu frühen – Zeitpunkt zu Wort gemeldet.