Der unbekannte Ude am Stille-Nacht-Platz

Der Spitzenkandidat der SPD besucht Regierungschefin Burgstaller in Salzburg
von  Angela Böhm
Malerisch, aber vom Symbolcharakter her eher unglücklich: Ude und SPÖ-Frau Gabi Burgstaller an der Stille-Nacht-Kapelle.
Malerisch, aber vom Symbolcharakter her eher unglücklich: Ude und SPÖ-Frau Gabi Burgstaller an der Stille-Nacht-Kapelle.

OBERNDORF/SALZBURG Jetzt soll auch noch das Christkindl Christian Ude bei der Machtübernahme in Bayern helfen: Gestern führte Gabi Burgstaller, Salzburgs erste sozialdemokratische Ministerpräsidentin, ihren Gast aus Bayern zur Stille-Nacht-Kapelle in der Grenzstadt Oberndorf. Hier wurde einst von Franz Gruber das weltweit bekannte Weihnachtslied komponiert. „Auch in der Politik ist das Motto erlaubt: Nichts ist unmöglich“, sprach die temperamentvolle Österreicherin dem Seehofer-Herausforderer Mut zu.

Vor genau einem Jahr zog der München-OB in den Kampf gegen Horst Seehofer. Ein immer lauter werdendes Crescendo hatte er damals angekündigt. Das ist allerdings leise geworden. So wie auf dem Stille-Nacht-Platz vor der Kapelle. Hier ist die Welt noch in Ordnung. Rote Geranien rollen sich wie ein Teppich über die Balkone. Dahinter das Postamt, das die Briefe ans Christkindl stempelt. Die richtige Idylle für das rot-rote deutsch-österreichische Duo.

Daheim in Bayern lassen die Umfragen alles offen. Mal liefern sich Opposition und CSU ein Kopf-an-Kopf-Rennen. Dann hat die CSU wieder knapp die Nase vorn, so dass es sogar wieder zu einer Alleinregierung reichen könnte. Die von Ude erhoffte Wechselstimmung aber kommt bisher nicht auf.

„Die gab’s bei mir auch nicht“, beruhigt Gabi Burgstaller, die in Salzburg Unmögliches möglich machte und mit der SPÖ erstmals nach Jahrzehnten die Konservativen ablöste. „Es gab aber die Sehnsucht nach einer moderneren Politik mit einem sozialen Gewissen“, sagt sie.

Den Menschen seien die Konservativen einfach auf den Geist gegangen. „Die kamen immer mit einer Mords-Entourage.“ So wie die CSU in Bayern. Von der Salzburger Regierungschefin will Ude nun abschauen. „Mein leuchtendes Beispiel ist Gabi Burgstaller“, sagt er. „Auch wenn ich Ihren Charme nicht habe.“ Im Café Gruber stürzt sie gleich auf die Gäste zu. Geht von Tisch zu Tisch, gibt jedem die Hand, plaudert, lacht. Den Mann, den sie im Schlepptau hat und als „Oberbürgermeister von Minga“ vorstellt, kennt hier keiner. Nur der Chef des Cafés. Er begrüßt den SPD-Spitzenkandidaten: „Ich bin ein Sechzger-Fan.“

Ratschläge hat die Bauerntochter aus Oberösterreich, die wie Ude vor ihrer Polit-Karriere Mietrechtsexpertin war, genügend. „Du musst du selbst bleiben“, sagt sie. „Die Leute müssen sagen: Das ist einer von uns. Sie müssen sich aufgehoben fühlen.“ Ude tourt nun durchs Land von Bierzelt zu Bierzelt. Von Salzburg ging's gestern Abend nach Niederbayern zum Karpfhamer Fest.

Beim Mittagessen in der Brauerei Stigl in Salzburg ging’s dann um die wirklich wichtigen Fragen: „Wie viele Schläge brauchst jetzt du zum Anzapfen?“, fragt Burgstaller den Münchner OB. „Zwei, und du?“ „Mein Negativrekord war 32“, räumt sie ein. „Jetzt hab ich mich auf sechs bis sieben eingependelt.“

Auf dem Gillamoos am Montag muss Ude zwar nicht anzapfen – aber gegen Kanzlerin Bundeskanzlerin Angela Merkel im Nachbarzelt anreden. „Natürlich wird die mehr Zuschauer haben als ich“, sagt Ude. „Aber ich werde sozialdemokratische Grenzen sprengen.“

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