Der Tag der roten Rosen: SPD-Prominenz in München
MÜNCHEN - Kanzlerkandidat Frank-Walter Steinmeier wahlkämpft sich durch München – zur Freude der Bayern-SPD: Viel Wirbel und viel Aufsehen zieht sie auf sich. Und möglichst viel ableiten will sie vom Glanz des SPD-Hoffnungsträgers.
„So, dann wollen wir mal“, brummelt SPD-Generalsekretär Hubertus Heil, schnappt sich einen Strauß roter Rosen und mischt sich unters Volk. Doch Wahlkämpfen und Rosen verteilen – das ist an diesem Mittag gar nicht so einfach in der Fußgängerzone.
Die gesammelte SPD-Prominenz ist nämlich derart massiv erschienen, dass sie sich fast schon gegenseitig auf die Füße tritt. Heil ist da, Parteivize Andrea Nahles, Arbeitsminister Olaf Scholz – erst waren sie alle zur gemeinsamen Präsidiumssitzung in München versammelt, nun verteilen sie geballt Rosen. Münchens OB Christian Ude, der stets als einer der ersten die Komik einer Situation erkennt, tauscht gleich zum Spaß mit einer Wahlkämpferin Blumen aus.
Und dann kommt auch noch ER: der Kandidat. Frank-Walter Steinmeier marschiert aus Richtung Oper aufs Rathaus zu, er wird sofort von den in Mannschaftsstärke erschienen Fotoreportern und Kamerateams umringt. So schiebt sich minutenlang eine fast hermetisch geschlossene Traube quer durch die Fußgängerzone: von links nach rechts, vor und wieder zurück. Fast möchte man eine Parallele zum SPD-Kurs der vergangenen Monate zu ziehen.
Doch Steinmeier wäre nicht der prominenteste Wahlkämpfer der Republik, würde es ihm nicht gelingen, immer wieder auszubrechen. Und so schiebt sich dann der Mann, der Kanzler werden will, auf Münchner Bürger zu; die meisten erkennen ihn sofort und nehmen ihn mit Sympathie auf. „Viel Erfolg“ kräht ein kleines Kind auf Geheiß der Mutter. Zwei Jungs, denen Steinmeier ebenfalls eine Rose schenkt, meinen danach, das sei doch der aus dem Fernsehen, der, der – wie heißt er noch, Stein-... – genau!
Aus Sicht der wahlkämpfenden Bayern-SPD fällt die Bilanz dieses Montags nicht schlecht aus: Viel Wirbel, viel Aufsehen und möglichst viel vom Glanz des SPD-Hoffnungsträgers Steinmeier auf sich selbst ableiten – für SPD-Spitzenkandidat Franz Maget ist die Rechnung aufgegangen. Und er strahlt den ganzen Tag über. Der Aufbruch in der Bundes-SPD sorgt dafür, dass seine Sätze über den Bayern-Wahlkampf plötzlich sehr viel ernster genommen werden, als er das gewohnt ist: „Zum ersten Mal seit vielen Jahren und Jahrzehnten ist die Landtagswahl in Bayern richtig spannend“, gibt sich Maget euphorisch. Und Steinmeier assistiert: „Wir werden eine Überraschung erleben.“
Für den Fall, dass es denn klappen sollte mit dem Knacken der absoluten CSU-Mehrheit, hat die Parteilinke Andrea Nahles schon vorgesorgt: Sie nutzt den München-Trip zu einem Shopping-Abstecher bei Lodenfrey und kauft ein rotes Dirndl: „Das ziehe ich am Tag nach der Wahl im SPD-Vorstand an, wenn die CSU geschlagen ist.“
Frank Müller