Der schwule Minister zu Gast bei den Scheichs

RIAD - Die erste Reise eines offen schwulen Ministers in ein offen homophobes Land - Saudi-Arabien. Die sittenstrengen Wahhabiten empfangen Guido Westerwelle neugierig und freundlich
Es war eine Reise, die auf beiden Seiten mit gewisser Spannung erwartet worden war: der einzige offen homosexuelle Außenminister der Welt zu Gast in Saudi-Arabien, wo mit dem Wahhabismus eine besonders rigide Form des Islams gilt – erst kürzlich wurden zwei Schwule zu je 7000 Peitschenhieben verurteilt. Und Westerwelle hatte schon vor Amtsantritt gedroht, Ländern die Entwicklungshilfe zu streichen, die Homosexuelle diskriminieren.
Entwicklungshilfe bekommt das ölreiche Saudi-Arabien zwar sowieso nicht, aber ansprechen wollte Westerwelle das Thema dennoch: „Es gibt selbstverständlich auch Meinungsunterschiede. Wir haben ausführlich die Frage der Menschenrechte besprochen“, sagte er bei seinem Auftritt mit Amtskollegen Prinz Saudi al-Faisal. Der sagte freundlich dazu, es gebe eben unterschiedliche Wertesysteme auf der Welt. Nach seiner Vorstellung würden die Menschrechte am besten in der „göttlichen Ordnung“ umgesetzt.
Ansonsten begegnete man Westerwelle mit großer Neugier – und großer Freundlichkeit. König Abdullah nahm sich weit mehr Zeit als erwartet, empfing Westerwelle nicht nur zum symbolischen Händedruck, sondern zu einem zweistündigen Gespräch in seinem Privatpalast (Foto). Anschließend reiste der Minister weiter nach Katar und außerplanmäßig in den Jemen.