Der schwarze Kennedy

Schon am 6. November 2006 berichtete die Abendzeitung, dass es einen neuen Polit-Star in Amerika ins weiße Haus zieht - Barack Obama. Da es dem damaligen politischen Neuling nun tatsächlich geglückt ist ins Weiße Haus einzuziehen, erscheint es durchaus interessant diesen Artikel nochmals auszugraben, um einen Blick auf das Obama-Bild der ersten Stunde werfen zu können.
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WASHINGTON - Schon am 6. November 2006 berichtete die Abendzeitung, dass es einen neuen Polit-Star in Amerika ins weiße Haus zieht - Barack Obama. Da es dem damaligen politischen Neuling nun tatsächlich geglückt ist ins Weiße Haus einzuziehen, erscheint es durchaus interessant diesen Artikel nochmals auszugraben, um einen Blick auf das Obama-Bild der ersten Stunde werfen zu können.

Wer diesen Mann bei seinem Aufstieg begleiten will, schrieb eine amerikanische Journalistin, komme sich so vor, als wolle man die Mona Lisa im Pariser Louvre bewundern: „Alles, was man sieht, sind die Hinterköpfe von anderen.“ Ganz Amerika ist angesteckt vom „Obama-Boom“. Der afroamerikanische Senator Barack Obama (45) wird von den Medien als „politischer Rockstar“ bezeichnet. Warum eigentlich? Washington, National Press Club, an einem Dienstag. An den Tischen sitzen überwiegend ältere Weiße aus der Oberschicht. Schon vor Wochen haben sie sich Tickets besorgt. Sie wollen mit Barack Obama zu Mittag essen. Obama sieht in seinem schwarzen Anzug, dem weißen Hemd und der silbernen Krawatte aus wie ein Anwalt. Schnell hat der Senator aus Illinois sein Publikum im Griff.

Mit Schlagworten wie „Glaube, Familie und Gesellschaft“ heimst er Applaus ein. Die Bush-Regierung wolle die soziale Absicherung abbauen. „So funktioniert Amerika nicht“, sagt Obama mit seiner klaren Stimme. Seine Botschaft kommt an: „Es ist diese stille Stärke, die ich an ihm so mag“, sagt Karen Possner, die im Publikum sitzt, zur AZ. Seit zwei Jahren spendet sie Geld für den jungen Aufsteiger. Ebenfalls vor zwei Jahren war der Sohn eines Kenianers und einer Amerikanerin erstmals ins Rampenlicht getreten: Auf dem nationalen Kongress der Demokraten hielt er eine Grundsatzrede. Mit seinem Aufruf, Mut zur Hoffnung zu haben, riss er die Delegierten von den Stühlen. Noch im selben Jahr wurde er in den Senat gewählt.

Obama, der an der Elite-Uni Harvard Politik und Jura studiert hat, kommt in einer Zeit auf die politische Bühne, als das Land tief gespalten ist – zwischen Demokraten und Republikanern. Er scheint die Sehnsucht vieler Amerikaner zu stillen: Er hat ein frisches Gesicht, er ist eine Stimme des Ausgleichs, und er scheut sich im Gegensatz zu vielen anderen Demokraten nicht, über Glauben und Werte zu reden. Das ist wichtig in einem Land, in dem mehr als 90 Prozent an Gott glauben und in dem die religiösen Wähler bislang Präsident George W. Bush ihre Stimme gaben.

„Wenn wir das Feld des religiösen Diskurses räumen, füllen andere dieses Vakuum. Das sind dann am ehesten diejenigen, die den Glauben am engstirnigsten auslegen“, schreibt Obama in seinem neuen Buch. Von der Euphorie im Land beflügelt, schließt der Polit- Star mittlerweile eine Kandidatur um die Präsidentschaft nicht mehr aus. Er werde sich die Sache überlegen und nach der Kongresswahl in der kommenden Woche eine Entscheidung bekanntgeben, sagte er vergangene Woche. Doch es gibt auch Skeptiker: Obama sei noch zu unerfahren, ihm fehle noch die Kompetenz, heißt es.

Was dem jungen Polit-Star an Erfahrung fehlt, versucht er durch sein jugendliches Charisma wettzumachen. Häufig tritt er hemdsärmelig auf, gibt sich als Mann zum Anfassen, achtet auf ein smartes Erscheinungsbild. Es habe in der Geschichte der USA bislang nur einen Jung-Senator gegeben, der so schnell zur Berühmtheit und einem möglichen Kandidaten fürs Weiße Haus wurde, so die Meinung von US-Historikern. Sein Name: John F. Kennedy.

Volker ter Haseborg

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