Der neue CDU-Kronprinz
Der Super-Sonntag war super spannend: Das Fernduell der Merkel-Kronprinzen in Niedersachsen und in Hessen hat einen klaren Sieger.
WIESBADEN/HANNOVER Christian Wulff gewann souverän in Niedersachsen. Roland Koch verlor drastisch in Hessen: minus zwölf Prozentpunkte. Keine absolute Mehrheit mehr. Nur 0,1 Prozentpunkte vor der SPD, genau so viele Mandate. Seine Kampagne klar gescheitert. Die bundespolitischen Ambitionen vorerst dahin.
Hessen
Hier war es eine lange Zitterpartie. Eines stand früh fest: Die CDU unter Roland Koch hat drastische Verluste erlitten. Nach 48,8 Prozent 2003 kommt sie nur noch auf 36,8 Prozent – ein Minus von 12,0 Prozentpunkten. Nur einen Wimpernschlag liegt die CDU vor der SPD: Diese konnte unter der Spitzenkandidatin Andrea Ypsilanti von 29,1 auf 36,7 Prozent sehr deutlich zulegen.
Wer in Zukunft regiert, ist aber immer noch völlig unklar: Erstens liegt die FDP mit 9,4 Prozent (leichte Gewinne) vor den Grünen mit 7,5 Prozent (leichte Verluste). Vor allem aber war lange nicht klar, ob die Linke den Einzug ins Parlament geschafft hat. Doch mit 5,1 Prozent ist sie gerade so drin.
Jetzt reicht es rechnerisch weder für Rot-Grün (51 Sitze) noch für Schwarz-Gelb (53 Sitze) – denn die sechs entscheidenden Mandate fallen an die Linken. Jetzt droht die politische Blockade im Landtag (siehe unten). Allerdings: Auch beim vorläufigen Endergebnis können sich noch leichte Änderungen ergeben.
Nach Ansicht der Wahlforscher liegen die Verluste der CDU daran, dass das Vertrauen in Kochs Kompetenz deutlich gesunken ist: Beliebt war er nie, nun hat er noch fachlich, vor allem bei Bildung und Kriminalität verloren.
Niedersachsen
CDU-Ministerpräsident Christian Wulff ist mit seinem soften, landesväterlichen Wohlfühl-Kurs klar bestätigt worden. Zwar fällt er auf 42,5 Prozent, zusammen mit der FDP mit 8,2 Prozent (kaum verändert) reicht es aber problemlos für Schwarz-Gelb. Breit grinsend trat Wulff vor die Kameras. Genüsslich gab er seinem Kollegen Koch eins mit: „Es hat sich ausgezahlt, nicht jeden Tag mit unausgegorenen Ideen zu kommen und die Menschen zu verunsichern.“
Die SPD landete mit 30,3 Prozent auf einem historischen Tiefstwert. Spitzenkandidat Wolfgang Jüttner: „Das ist ernüchternd.“ Klar mit 7,1 Prozent sind die Linken im Parlament – erstmals in einem westdeutschen Landtag.