Der Netz-Moloch
Es ist – zumindest – ein Fuß in der Tür. Einer Tür ins Internet, die mir ermöglicht, ein bisschen meine persönlichen Daten unter Kontrolle zu haben. Denn der Europäische Gerichtshof hat den Davids eine kleine Keule in die Hand gedrückt, mit der sie dem Goliath Google wenigsten auf die Finger zu klopfen. Oder sagen wir, auf den kleinen Finger.
Denn mehr ist es nicht, wenn Google künftig auf Anforderungen eines Users Links zu bestimmten, ihm unangenehmen Seiten löschen muss. Davon, dass jetzt im Netz Vergessen möglich sein wird, kann aber bei weitem nicht die Rede sein. Denn täglich werfen wir – freiwillig oder unfreiwillig – der Datenkrake Informationen über uns in den Schlund, die früher allenfalls in einer abgeschlossenen Schreibtischschublade aufbewahrt worden wären: Kontoverbindungen, Passwörter, Liebesbriefe, Vorlieben und vieles mehr. Mein Konsumverhalten, mein Bewegungsprofil – alles saust in Lichtgeschwindigkeit durch Netz und ist überall und für (fast) jeden einsehbar.
Selbst wenn Gerichte noch viel höhere Hürden aufbauen würden – die Gier der Kraken wird das nicht stillen. Es gibt allen Grund zum Pessimismus: Das Internet führt ein Eigenleben, es entzieht sich jeder Reglementierung. Und selbst wenn ich es nicht nutze: Meine Daten wird der Moloch schlucken – nach jedem Einkauf per Kreditkarte, nach jedem Telefongespräch oder nach jeder Navi-Nutzung.
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