Der Klimawandel erreicht Deutschland

Auch wenn die Hitzewelle zu Pfingsten ausbleibt: Die Erderwärmung ist längst da – und die ersten Folgen für den Alltag sind vielfach spürbar
von  Katja Räther
Trockene Äcker: Extremes Wetter und Trockenperioden gefährden die Landwirtschaft.
Trockene Äcker: Extremes Wetter und Trockenperioden gefährden die Landwirtschaft.

Ausgedehnte Wüstenflächen und Südseeinseln unter Wasser – viele Deutsche sehen in den erwarteten Auswirkungen des Klimawandels nur eine ferne Bedrohung. Doch die Folgen der Erderwärmung sind nach einem Bericht der Bundesregierung schon heute deutlich spürbar. So sei etwa die Zahl der Tage mit Temperaturen über 30 Grad seit 1951 von drei auf acht pro Jahr gestiegen.

Von diesen Hitzewellen seien unter anderem die Energieversorgung, die Landwirtschaft und die Gesundheitsvorsorge betroffen, heißt es in dem am Wochenende erstmals vorgelegten „Monitoringbericht der Bundesregierung zur Anpassung an den Klimawandel“.

Für das 258-Seiten-Papier haben Experten aus Ministerien, wissenschaftlichen Einrichtungen und privaten Institutionen genau hingeschaut. Welche Herausforderungen stellen die klimatischen Veränderungen für die Gesundheit der Menschen, für die Versorgung mit Wasser und Energie, für den Verkehr, für die Städteplanung und die Wirtschaft in Deutschland? Auch Urlaub und Freizeit werden wohl anders aussehen, wenn man für den Strandurlaub mit Sonnengarantie nicht mehr unbedingt ans Mittelmeer reisen muss.

„Die Folgen des Klimawandels sind so vielfältig, dass kaum ein Bereich des gesellschaftlichen, politischen und wirtschaftlichen Lebens in den nächsten Jahren und Jahrzehnten unberührt bleiben wird“, stellen die Autoren des Berichts fest. Zwar seien bisher nur bestimmte Wirtschaftszweige oder Regionen konkret betroffen. Aber: Anpassung geht uns alle an. „Sich auf diese Veränderungen vorzubereiten, heißt, rechtzeitig und aktiv auf Klimaänderungen zu reagieren, die bereits nicht mehr vermeidbar sind.“

Hoch allergene Pflanzen und gefährliche Mücken sind auf dem Vormarsch

Neben der direkten Belastung etwa für ältere Menschen und chronisch Kranke schafft die Erwärmung auch neue Lebensräume für bislang in Mitteleuropa nicht heimische Tiere und Pflanzen – mit zum Teil erheblichen Gesundheitsrisiken. So breiten sich hoch allergene Pflanzen wie die Beifuß-Ambrosie aus, in bestimmten Regionen Süddeutschlands siedeln sich Insekten wie die Tigermücke an. Sie können Krankheiten wie Malaria oder Dengue-Fieber übertragen.

In der Landwirtschaft führten Extremereignisse wie Stürme, Starkregen, Hagel oder Trockenheit zu großen Qualitätsschwankungen und Ertragseinbußen. „Klimawandel findet auch in Deutschland statt“, betont Umweltministerin Barbara Hendricks (SPD).

Ihr Ministerium verweist auf Maßnahmen, die sich heute schon bewähren: Durch den Aufbau eines Hitzewarnsystems können sich Pflegeeinrichtungen besser auf längere Perioden mit heißen Tagen einstellen, etwa mit entsprechenden Änderungen bei der Medikamentenvergabe.

In der Landwirtschaft werden neue Sorten erprobt, die sich besser an längere Trockenphasen anpassen. Durch neue öffentliche Investitionen in den Hochwasserschutz werden sich viele Städte und Gemeinden besser gegen Überschwemmung schützen können.

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