Der Irrläufer
Der Job des CSU-Generalsekretärs beinhaltet traditionell die Bereitschaft zum politischen Amoklauf. Das ist so, seit Edmund Stoiber das „blonde Fallbeil“ war, und es hat sich bis heute nicht geändert. Nur hat es Alexander Dobrindt jetzt geschafft, dass sich sogar relativ schmerzfreie Partei-Polemiker wie Markus Söder für ihn schämen. Das will was heißen.
Die Idee, sämtliche Linken nicht nur vom Verfassungsschutz beobachten zu lassen, sondern die Partei letztendlich verbieten zu wollen, könnte man unter klassische alte CSU-Denke im Papierkorb abspeichern. Der Vorstoß ist zwar lächerlich, aber zum Lachen ist er nicht. Er erfüllt sogar den Tatbestand politischer Zündelei.
Zu einer Zeit, da der Verfassungsschutz als Totalversager bei der Enttarnung rechtsextremer Mörderbanden blamiert ist, fordert der CSU-General die Neuausrichtung der Spione gegen die Linke. Frei nach dem Motto: Die Linken sind so schlimm wie die Rechten. Dieser Vergleich war immer schon problematisch. Nach der Enttarnung der Zwickauer Neonazi-Mordzelle aber muss er sich verbieten für einen verantwortungsvollen Politiker.
Vielleicht will Dobrindt das gar nicht sein. Er will lieber zurück in ein Feindbild in schwarz-weiß, in dem die Blöcke fest sind und die CSU bei 60 Prozent. Diese Zeiten sind vorbei. Und jetzt wäre der Moment gekommen, dass Seehofer, Söder oder sonstwer den CSU-General mal weckt und und ihm das klar macht. Im Zweifel macht’s der Wähler.