Der heimliche Sieger

Auch wenn er es nicht laut aussprechen darf: SPD-Chef Franz Müntefering profitiert von Ypsilantis Debakel – vor allem im Wahljahr 2009. Warum, das erklärt Forsa-Chef Manfred Güllner
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Pokerface: Franz Müntefering kommentiert im Willy-Brandt-Haus die Ereignisse in Hessen.
dpa Pokerface: Franz Müntefering kommentiert im Willy-Brandt-Haus die Ereignisse in Hessen.

BERLIN - Auch wenn er es nicht laut aussprechen darf: SPD-Chef Franz Müntefering profitiert von Ypsilantis Debakel – vor allem im Wahljahr 2009. Warum, das erklärt Forsa-Chef Manfred Güllner

Richtig unglücklich wirkte er bei seinen Statements zu Hessen nicht, eher wie beim Erfüllen einer lästigen Pflicht: Franz Müntefering, Bundeschef der SPD. Auch wenn politische Gegner, etwa CDU-General Ronald Pofalla, nun seine „erste schwere Niederlage“ sehen – im Willy-Brand-Haus ist man nicht unglücklich, dass der hessische Klotz am Bein erledigt ist.

Ypsilanti ist gestoppt. Das kann der SPD nur helfen“, analysiert Forsa-Chef Manfred Güllner gegenüber der AZ. „Die SPD kann heilfroh sein, dass sie diesen Kelch nicht schlucken muss. Die vier Abweichler müssten eigentlich einen Orden für ihre Verdienste um die Partei bekommen.“

"Ist ja keiner schuld außer ihr"

Eine Beschädigung der Bundes-Partei sieht der Meinungsforscher nicht – dazu war zu deutlich, dass Andrea Ypsilantis Aktion ein unbeliebter Alleingang war. „Ist ja keiner schuld außer ihr. Jetzt darf nur nicht der Fehler gemacht werden, Solidaritätsadressen für sie abzugehen. Sondern die Spitze muss sich möglichst von ihr distanzieren.“

Aber ansonsten hält der Forsa-Chef die Entwicklung aus SPD-Sicht für einen Gewinn. „Das verheerende Bild, das Ypsilanti geboten hätte, hätte die SPD im Wahljahr 2009 in große Schwierigkeiten gebracht. Selbst 70 Prozent der SPD-Wähler haben das von ihr geplante Bündnis abgelehnt“, so Güllner. Und: Ein baldiges Scheitern des wackligen Bündnisses wäre durchaus möglich gewesen.

"Ein Spinner als Wirtschaftsminister"

Klartext Güllner: „Die kann es doch nicht. Und noch ein Spinner wie Scheer als Wirtschaftsminister. Das wäre nicht gut gegangen.“ Ein spektakuläres Platzen des Ypsilanti-Regierung wäre aber für die Bundes-SPD viel fataler als nun der wahrscheinliche Sieg von Roland Koch bei Neuwahlen – wobei die Bundes-SPD ein Interesse hat, dass das möglichst bald, also möglichst weit weg von den Bundestagswahlen stattfindet.

Die These, dass Ypsilantis Gau der Bundes-SPD nutzt, vertreten auch andere in der SPD - Bayerns Juso-Chef Thomas Asböck vermutet gar, dass das Willy-Brandt-Haus mit den vier Abweichlern gemeinsame Sache gemacht hat. Dafür aber gibt es in Berlin keinerlei Hinweise. Es sieht eher so aus, als ob auch die Parteispitze kalt erwischt wurde – gerade wegen ihres Bemühens, so wenig wie möglich mit Hessen zu tun zu haben.

Und noch eine Variante: Die SPD-Linke Heidi Lopez vermutet, dass die vier von der Industrie bestochen worden sind. „Vielleicht stimmten ja die Silberlinge.“

tan

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