Der harte Kampf der Kleinen um Platz drei

BERLIN - Neben dem Wettstreit von Union und SPD um den Wahlsieg gibt es noch einen weiteren Kampf: Den der drei kleinen Parteien um den dritten Rang. Und da haben zwar FDP, Grüne und Linke das jeweils beste Ergebnis ihrer Geschichte erzielt. Die Bronzemedaille gehört aber klar den Liberalen.
Mit 14,7 Prozent fährt die FDP ein Ergebnis ein, das auch den Führungsleuten allmählich unheimlich zu werden scheint. In die Nähe dessen kamen Guido Westerwelles Urahnen zuletzt 1961: mit damals 12,8 Prozent.
Durchaus zwiespältige Gefühle mischen sich dagegen bei den Grünen in den Jubel, als die beiden Spitzenkandidaten Renate Künast und Jürgen Trittin die Bühne der Grünen-Wahlparty besteigen: Noch vor Jahren hätte ein zweistelliges Ergebnis wie das jetzige Triumphgefühle ohnegleichen ausgelöst. Nun aber markieren die 10,5 Prozent vom Wahlsonntag auch die rote Laterne: Von allen Bundestagsfraktionen sind die Grünen mit Platz 5 nun die kleinste. Doch nach dem Dämpfer ist vor der Attacke: Trittin hält sich gar nicht lange auf mit etwaigen Wermutstropfen: „Wir werden die Schwarzen und die Gelben vor uns hertreiben.“
Und auch Künast macht deutlich, wo aus rot-grüner Sicht etwas schief gelaufen ist: nicht bei den Grünen, sondern bei der SPD: „Wir haben grandios zugelegt, aber wir konnten nicht das ausgleichen, was andere katastrophal verloren haben.“ Nun, so sagt Parteichefin Claudia Roth, gebe es nur eine Antwort: „knallgrün“.
Kein weinendes, sondern nur lachende Augen gibt es dagegen bei der Linken: Noch in der vorletzten Wahlperiode war die Linkspartei nur dank zweier Direktmandate überhaupt im Bundestag vertreten. Petra Pau, eine der beiden damaligen Abgeordneten, kann daher jetzt das 12,2-Prozent-Ergebnis kaum fassen. Selbst in Bayern überspringt die Linke die Fünf-Prozent-Hürde souverän.
Fraktionschef Gregor Gysi ist euphorisch: „Natürlich bin ich zufrieden.“ Er sieht sich bestätigt: „Eine Korrekturfunktion habe die Linke im Parlament, sagt Gysi: als einzige Partei, die soziale Interessen kompromisslos vertrete.
Nun ist die Frage, wie es weitergeht zwischen Linken und SPD im Bund: Annäherung, Zusammenarbeit, vielleicht sogar irgendwann einmal ein Zusammengehen? „Vielleicht“, sagt Gysi nebulös, werden wir irgendwann in dieser Korrekturfunktion etwas weniger gebraucht als bisher“. Eines jedenfalls sei klar, so Gysi: „Einen solchen Erfolg hätte ich mir 1989 niemals träumen lassen.“
mue