Der grüne Flaggen-Streit: Ein Eigentor

München - Es gibt einen gewaltigen Unterschied, ob friedlich feiernde Fußballfans ihre Unterstützung des DFB-Teams mithilfe der Deutschland-Fahne Ausdruck verleihen, oder ob Gruppierungen wie Pegida unter den schwarz-rot-goldenen Farben ihre islam- und fremdenfeindliche Parolen verbreiten.
Der frühere Bundespräsident Johannes Rau hat es einmal so formuliert: „Ein Patriot ist jemand, der sein Vaterland liebt. Ein Nationalist ist jemand, der die Vaterländer der anderen verachtet.“ Diesen Unterschied kann die Grüne Jugend offenbar nicht erkennen und schießt mit ihrer kruden Forderung an alle Fans, die Flaggen einzuholen, ein Eigentor.
Sie erreicht damit eher das Gegenteil und treibt womöglich noch mehr Menschen in die Arme von AfD, Pegida und Co., da sie mit ihrer Aussage alle Fahnenschwenker unter den Generalverdacht stellt, nationalistisch zu sein.
Um keine Missverständnisse aufkommen zu lassen: Wer die deutsche Flagge als Symbol seiner nationalistischen Gesinnung missbraucht, nur aufgrund seiner Herkunft Stolz empfindet und sich deshalb anderen überlegen fühlt, ist genauso zu verachten wie die prügelnden Hooligans von Marseille, die gerade dabei sind, die Europameisterschaft kaputt zu schlagen.
Bei einer Fußball-EM sollte das sportliche Kräftemessen unter Freunden im Vordergrund stehen. Dabei steht es jedem friedvollen Fan zu, seine Mannschaft fahnenschwingend zu supporten. Und falls die Grüne Jugend noch keinen Blick auf den Kader von Joachim Löw geworfen hat: Mit Jérôme Boateng, Mesut Özil, Sami Khedira oder Jonathan Tah finden sich etliche Spieler in den Reihen des deutschen Teams, die beispielhaft für eine gelungene Integration stehen. Dem Partei-Nachwuchs sei deshalb geraten, Sport nicht immer wieder krampfhaft mit Politik vermischen zu wollen.