Der große Unterschied
Die AZ-Redakteurin Vanessa Assmann schreibt über die ungleiche Bezahlung von Frauen.
In der Schule ist Martina fleißiger als Martin. An der Uni schreibt sie die besseren Noten und bringt den besseren Abschluss nach Hause. Mehr Fremdsprachen kann sie sowieso. Martin jedoch kann das reichlich wurscht sein: Er wird am Ende jedes Monats ein Fünftel mehr Lohn ausgezahlt bekommen als Martina. Werden die beiden älter und bilden sich weiter, wächst die Kluft weiter. Ist das gerecht?
Zumindest nicht ungerecht, sagt jetzt Martin. Er arbeite weder in Teilzeit, habe keine Auszeiten für Kindererziehung genommen und sich auch keinen Job in einer schlecht bezahlten Branche gesucht. So einfach ist das? Nein! Selbst dann, wenn man das Argument außer Acht lässt, dass es ein Schritt in die richtige Richtung wäre, würde Martin auch mal für ein paar Monate bei den Kindern bleiben. Denn acht Prozent Gehaltslücke bleiben, selbst wenn Martin und Martina auf dem exakt gleichen Posten arbeiten. Es ist Fakt: Einer von beiden verdient nicht, was er verdient. Das passt nicht in Zeiten, in denen die Rolle des einzelnen Ernährers längst überholt ist.
Bleibt die Frage, wie sich das ändern lässt. Und hier zitieren Karrierexperten nicht umsonst gerne die Feministin Simone de Beauvoir: „Frauen, die nichts fordern, werden beim Wort genommen. Sie bekommen Nichts.“ Es reicht nicht aus, sich nur über die ungleiche Bezahlung zu ärgern. Nein, Martina muss härter verhandeln. Denn eins haben die letzten Jahre bewiesen: Martin wird es nicht für sie tun.
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