Der Gaza-Streifen hat wieder Strom

Israel hat die Abriegelung des Gaza-Streifens gelockert und Treibstofflieferungen zugelassen. Derweil stürmen Hunderte Palästinenser die ägyptische Grenze. Die Angriffe auf Israel gehen weiter.
Nach heftiger internationaler Kritik hat Israel am Dienstag eine Sonderlieferung mit Treibstoff und Medikamenten in den abgeriegelten Gaza-Streifen passieren lassen. Rund 800.000 Palästinenser hatten damit nach rund 40-stündiger Unterbrechung wieder Strom. Unterdessen wurden beim Sturm von hunderten Palästinensern auf den seit Mitte Juni geschlossenen ägyptischen Grenzübergang Rafah im südlichen Gazastreifen mindestens 60 Menschen verletzt.
Das palästinensische Gesundheitsministerium teilte mit, die meisten seien im heftigen Gedränge verletzt worden. Hunderten Palästinensern sei es gelungen, auf die ägyptische Seite der Grenze zu gelangen. Ägypten hatte den Grenzübergang zum Gaza-Streifen nach der Machtübernahme der radikal-islamischen Hamas geschlossen. Die Palästinenserführung will trotz des Streits mit Israel über die Abriegelung des Gaza-Streifens die gemeinsamen Friedensgespräche fortsetzen. Zugleich bezeichnete Abbas die Sonderlieferung als nicht ausreichend. Er wolle sich für eine vollständige Aufhebung der Blockade des Gazas-Sreifens einsetzen, sagte Abbas am Dienstag in Ramallah.
Abbas fordert Ende der Angriffe auf Israel
Israel hatte am Freitag wegen des fortwährenden Beschusses durch militante Palästinenser alle Grenzübergänge zum Gaza-Streifen geschlossen. Abbas nannte den Beschuss «verantwortungslos» und rief die Palästinenser auf, das Feuer sofort einzustellen. Dennoch schlugen am Dienstag wieder sieben selbstgebaute Kassam-Raketen in Israel ein. Nach den Worten von Außenamtssprecher Arye Mekel wird sich die Situation im Gaza-Streifen erst normalisieren, wenn die Raketenangriffe vollständig aufhören. Nach viertägiger Abriegelung genehmigte Israel am Dienstag eine einmalige Lieferung von Treibstoff und Medikamenten. Mit den gelieferten 2,2 Millionen Liter Industriediesel könne das Kraftwerk in Gaza eine Woche lang Strom produzieren, sagte Mekel in Jerusalem. Darüber hinaus würden eine halbe Million Liter Dieselkraftstoff für Generatoren in palästinensischen Krankenhäusern geliefert. Ferner hätten 50 Lastwagen mit humanitären Gütern wie Medikamenten die Grenze passiert. Vor der Abriegelung des Gaza-Streifens fertigte Israel täglich bis zu 120 Lastwagen ab.
Viele Palästinenser brauchen Nahrungsmittelhilfe
Die Vereinten Nationen hatten gewarnt, dass sie ab Mittwoch die Nahrungsmittelhilfe im Gaza-Streifen einstellen müssen, wenn Israel das Palästinensergebiet weiter abriegele. Das UN-Hilfswerk (UNRWA) habe zwar noch ausreichend Lebensmittel, es fehle aber an Treibstoff und Plastiksäcken zur Auslieferung, sagte die Sprecherin Karen Abu Zayd in New York. Von den Lebensmittelhilfen sind den Angaben zufolge 860.000 der rund 1,5 Millionen Palästinenser im Gaza-Streifen abhängig. Der britische Außenminister David Miliband rief die internationale Staatengemeinschaft zu mehr Engagement im Nahost-Konflikt auf. «Es ist die Rolle der internationalen Gemeinschaft, alle Konfliktparteien zur Zurückhaltung aufzufordern», sagte er nach einem Treffen mit dem amtierenden palästinensischen Ministerpräsidenten Salam Fajad am Dienstag in London. Zur Blockade des Gazastreifens durch Israel sagte Fajad, das Leben dort sei «unerträglich» geworden. Diese Situation dürfe sich nicht länger fortsetzen. (dpa)