Der Druck war zu groß: Bischöfin tritt zurück

Die Hamburger Kirchen-Chefin Maria Jepsen gibt auf: Sie verzichtet auf ihr Amt. Der 65-Jährigen wird vorgeworfen, vom Missbrauch durch einen Pastor gewusst und nicht reagiert zu haben.
von  Abendzeitung
Bischöfin Maria Jepsen tritt zurück
Bischöfin Maria Jepsen tritt zurück © dpa

HAMBURG - Die Hamburger Kirchen-Chefin Maria Jepsen gibt auf: Sie verzichtet auf ihr Amt. Der 65-Jährigen wird vorgeworfen, vom Missbrauch durch einen Pastor gewusst und nicht reagiert zu haben.

Am Ende war der Druck doch zu groß: Wie aus Kirchenkreisen am Freitag zu erfahren war, hat sich die Hamburger Bischöfin Maria Jepsen zum Rücktritt entschlossen. Sie wolle weiteren Schaden von der Kirche abwenden. Seit Tagen war die 65-Jährige unter Beschuss: Ihr wurde vorgeworfen, sie habe vom Missbrauch durch einen Pastor gewusst und nichts unternommen. Jepsen hatte das stets bestritten.

Zunächst sah es so aus, als habe sich Jepsen vorbildlich verhalten: Im März dieses Jahres meldet sich eine Frau per Brief und berichtet von sexuellen Übergriffen durch einen Ahrensburger Pastor, Anfang der 80er Jahre. Die Frau nennt auch Namen anderer Opfer. Jepsen schiebt eine kircheninterne Ermittlung an, die Kirche wendet sich auch an die Staatsanwaltschaft. Doch die Taten sind schon verjährt. Im Mai sucht die Kirche dann die Öffentlichkeit.

Doch Hinweise hatte es schon lange vorher gegeben. 1999 informierte die Frau, die elf Jahre später an Jepsen schrieb, die damalige Stormarner Pröbstin Heide Emse. Die sorgte für die Versetzung des Pastors – angeblich auf einen reinen Schreibtischposten. Doch ein halbes Jahr lang hat der Pastor laut Zeugenaussagen im Jugendgefängnis Schleswig junge Inhaftierte betreut, sagt ein Kirchensprecher. Unterlagen, Vermerke in Personalakten soll es nicht geben. Strafanzeige erstattete Emse nicht, es wurde auch kein Disziplinarverfahren eingeleitet. 2001 ging der Pastor vorzeitig in den Ruhestand.

Dann gerät auch Jepsen unter Druck: Eine Zeugin schilderte in einer eidesstattlichen Erklärung, wie sie Jepsen bereits bei einer Begegnung bei einem Kongress 1999 in Lübeck „sinngemäß“ sagte, der Pastor habe Kinder und Jugendliche sexuell missbraucht. Jepsen erklärte mehrmals, sich an diese Situation nicht zu erinnern. Sie ist die erste evangelische Bischöfin in Deutschland, die wegen eines Missbrauchsskandals zurücktritt.

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