Den Haderthauers droht eine Millionenklage
München - Die kleinen Modellautos, die sie von psychisch kranken Straftätern bauen ließen, werden für Ex-Staatskanzlei-Chefin Christine Haderthauer (CSU) und ihren Mann Hubert zu einer immer größeren Belastung.
Malte Magold, der Anwalt ihres früheren Geschäftspartners Roger Ponton, hat angekündigt, dass er noch in diesem Monat eine Klage einreichen wird. Es geht um Schadensersatzforderungen im möglicherweise siebenstelligen Bereich.
„Nach einer genauen Analyse der Geschäftsunterlagen steht für mich fest, dass mein Mandant systematisch und über viele Jahre hinweg betrogen wurde“, fasst Rechtsanwalt Magold das Ergebnis zusammen. Der Würzburger Wirtschaftsprüfer Tobias Lahl, der in seinem Auftrag vor allem die Steuerunterlagen der Firma „Sapor Modelltechnik“ unter die Lupe nahm, ist auf „nicht erklärbare finanztechnische Vorgänge“ und eine „Vielzahl von Auffälligkeiten“ gestoßen. Besonders suspekt erscheinen ihm die Umstände des Firmenverkaufs im Jahr 2008.
Lahl: „Die Rolle, die dabei das Finanzamt gespielt hat, erscheint mir äußerst erklärungsbedürftig. Es lag keine Zustimmung des Mitgesellschafters vor, es gab keine Abschlussberechnung, der Wert der Firma wurde nicht ermittelt.“ Ein korrekter Eigentümerwechsel sehe anders aus.
Das „soziale Engagement“, mit dem Christine Haderthauer die fragwürdigen Geschäfte in den Bezirkskrankenhäusern Ansbach und Straubing schönreden wollte, wischt Ponton-Anwalt Magold vom Tisch: „Es war ein lukratives Geschäft.“
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Der Anwalt aus Nürnberg hat dabei zum Beispiel die Steuererklärungen für die Jahre 2000 bis 2008 im Blick, die im Auftrag der Haderthauers erstellt worden sind. „In diesem Zeitraum erzielte die Firma einen Gewinn von rund einer halben Million Euro. Die Hälfte davon steht meinem Mandanten zu.“
Roger Ponton scheint nicht der Einzige zu sein, an denen die Gewinne vorbeizogen. Die Unterlagen des Finanzamts, die Ponton und seinen Anwälten vorliegen, offenbaren ihren Worten zufolge, dass zwischen 2000 und 2008 auch keine Steuern bezahlt wurden. Magold: „Die fälligen Steuern wurden über all die Jahre hinweg durch angeblich riesige Verluste aus den 90er Jahren ausgeglichen.“
Wie diese Verluste in den 90er zustande gekommen sein sollen, erschließt sich nach Überzeugung Magolds aus den Akten jedenfalls nicht. Die Geschäfte seien gerade zur damaligen Zeit prächtig gelaufen.
Unfreiwilligen Beistand zur Untermauerung dieser Behauptung liefert ausgerechnet Kontrahent Hubert Haderthauer. In einem Schreiben aus dem Jahr 1995 an seinen Geschäftspartner schlüsselt der Landgerichtsarzt die Zahl der produzierten Autos und deren Verkaufspreise selbst auf. Mehr als eine Million Euro Umsatz kommt dabei schon in den 90er Jahren unter dem Strich heraus.
Rechtsanwalt Magold will noch in diesem Monat, spätestens Anfang Dezember, den ersten juristischen Schritt gehen. Gerichtlich will er zunächst feststellen lassen, dass eine außergerichtliche Einigung aus dem Jahr 2011 zwischen Ponton, dem Ehepaar Haderthauer und dem jetzigen Eigentümer der Firma wegen arglistiger Täuschung unwirksam und sein Mandant bis zum heutigen Tag nach wie vor Mitgesellschafter sei. Kann Magold das durchsetzen, sind hohe Schadensersatzforderungen die unausweichliche Folge.
Gegen das Ehepaar Haderthauer laufen derzeit Ermittlungen der Münchner Staatsanwaltschaft. Wann diese abgeschlossen sein könnten, lässt sich nach Angaben von Behördensprecher Ken Heidenreich momentan nicht abschätzen.
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