„Decision Points“: Die Rückkehr von George W. Bush
Der Ex-Präsident legt seine Memoiren vor – und überrascht durch Kritik am falschen Platz: George W. Bush veröffentlicht in den USA seine Memoiren. „Decision Points“, Entscheidungspunkte, heißt das knapp 500-seitige Werk.
WASHINGTON Besser kann man die Veröffentlichung seiner Memoiren wohl nicht timen: Nur wenige Tage nach der Niederlage für Barack Obama bei den Kongresswahlen meldet sich der vormals so ungeliebte Vorgänger zurück: George W. Bush veröffentlicht heute in den USA seine Memoiren. „Decision Points“, Entscheidungspunkte, heißt das knapp 500-seitige Werk. Dass es den weltweit verhassten Bush plötzlich zum Liebling der Massen machen könnte, darüber macht sich der Autor keine Illusionen. Er vertröstet sich auf spätere Generationen: „Ich hoffe, dass die Menschen mich in Jahrzehnten als einen Präsidenten betrachten, der die wichtigen Herausforderungen erkannte.“
Das Buch führt ihn nun auf eine US-Tour – seine ersten Auftritte überhaupt nach dem Auszug aus dem Weißen Haus. Anders als andere Politiker betreibt Bush keinen Durchgang durch das ganze Leben. Er konzentriert sich auf 14 entscheidende Punkte, die „Decision Points“ eben. Hier eine Auswahl:
Der 11. September: „Mein Blut kochte“, erinnert sich der Ex-Präsident an den Morgen der Anschläge und an seinen Entschluss: „Herauszufinden, wer das getan hat, und sie fertigzumachen.“
Der Irak-Krieg: Bush verteidigt ihn nach wie vor. Die Welt sei durch das Aus für Saddam Hussein sicherer geworden. Aber immerhin: Dass es die behaupteten Massenvernichtungswaffen im Irak nicht gab, erzeuge „ein Gefühl der Übelkeit“ in ihm.
Guantánamo: Auch bei dem viel kritisierten Terror-Gefangenenlager bleibt Bush ganz Bush: Die umstrittene Foltermethode des simulierten Ertrinkens („Waterboarding“) habe seine persönliche Billigung gehabt. „Verdammt, ja“, sei seine Antwort gewesen, als die CIA ihn fragte, ob sie den Drahtzieher des 11. September, Chalid Scheich Mohammed, so verhören durfte, schreibt er.
Selbstkritik übt Bush am Umgang mit dem verheerenden Hurrikan Katrina, der ihn 2005 viele Sympathien in der Heimat gekostet hat. Die Regierung habe auf die Katastrophe in New Orleans „nicht nur mangelhaft, sondern inakzeptabel“ reagiert. Bush: „Katrina hing als Wolke über meiner zweiten Amtszeit.“
Die Vize-Frage: Seinen bei vielen Amerikanern noch unbeliebteren Stellvertreter Dick Cheney wollte er einmal loswerden, gesteht Bush ein. Vor der Wiederwahl 2004 habe Cheney seinen Rückzug angeboten. Und weil die Amerikaner ihn als „Darth Vader“ der Regierung empfunden hätten, „habe ich das in Betracht gezogen“. Dann hielt Bush aber an Cheney fest.
Und was war Bushs „vielleicht kostspieligster einzelner politischer Fehler“? Vielen Menschen fällt da die Wahl schwer – aber nur die wenigstens würden wohl auf Bushs Variante kommen: Nicht von selbst im Wahlkampf öffentlich gemacht zu haben, dass er 1976 wegen Trunkenheit am Steuer festgenommen wurde. mue
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