De Maiziere: Verdächtiges Gepäckstück in Namibia war Test

Viele Fragen sind noch offen: Die vermeintliche Bombe von Windhuk war in Wirklichkeit ein amerikanischer „Realtestkoffer“, sagt Innenminister Thomas de Maiziere. Auch er würde gerne wissen, wer das war.
von  Abendzeitung
Eingang zum Flughafen Windhuk in Namibia
Eingang zum Flughafen Windhuk in Namibia © dpa

BERLIN - Viele Fragen sind noch offen: Die vermeintliche Bombe von Windhuk war in Wirklichkeit ein amerikanischer „Realtestkoffer“, sagt Innenminister Thomas de Maizière. Auch er würde gerne wissen, wer das war.

Das verdächtige Gepäck von Windhuk war definitiv nur ein Testkoffer – so viel steht jetzt fest. Das klärt allerdings längst nicht alle Fragen, sondern wirft noch neue auf. Und: Die Entwarnung gilt nur für die Attrappe aus Afrika. Die möglichen Hinweise auf Anschläge von Islamisten sind davon unberührt. Angeblich wird Polizisten deswegen nun der Urlaub gestrichen.

Innenminister Thomas de Maizière wartete erst ab, was die BKA-Spezialisten bei ihren Untersuchungen in der namibischen Hauptstadt Windhuk herausfanden. Dann verkündete er: „Das war eine Attrappe.“ Ein so genannter Realtestkoffer, hergestellt von einer US-Firma für Sicherheitssysteme und Alarmanlagen. Diese Koffer sollen möglichst echt aussehen, sie werden eingesetzt, um zu überprüfen, um Sicherheitskontrollen funktionieren. Echter Sprengstoff ist nicht drin. „Es hat zu keinem Zeitpunkt eine Gefahr für die Passagiere bestanden.“

Bleibt die Frage, wer den Koffer in der Maschine nach München eingesetzt hat – und wer informiert war. Die Journalisten stellten dazu zahlreiche Fragen auf der Pressekonferenz des Innenministers, und der sagte dazu: „Gehen Sie davon aus, dass ich mir all diese Fragen auch stelle. Und dass ich alles daran setzen werde, sie zu beantworten.“

De Maizière wollte sogar nicht ausschließen, dass es deutsche Behörden waren, die den Koffer platziert haben. „Ich halte es für sehr unwahrscheinlich.“ Sicher sei er aber nicht. Das BKA erklärte, es habe nichts damit zu tun. Laut dem Innenminister wird nun bei der US-Firma angefragt, wer wann den Koffer gekauft hat – also die namibischen Kontrollen prüfen wollte.

Der Alarm aus Namibia hat sich damit als haltlos herausgestellt, doch bleiben die möglichen Hinweise auf islamistische Attentate, von denen de Maizière schon davor gesprochen hatte. Wirbel gab es gestern um Äußerungen von Polizei-Gewerkschaftschef Rainer Wendt über eine angebliche Urlaubssperre in diesem Zusammenhang. „Die Sicherheitsbehörden stellen sich darauf ein, dass der Ausnahmezustand mindestens bis Jahresende anhält.“ Für Dezember geplante Urlaube und freie Tage seien vielerorts gestrichen worden, sagte Wendt ohne genauere Angaben.

Doch ein Ort, wo dies tatsächlich so ist, ließ sich bisher nicht finden. In einer Umfrage sagten alle Länderinnenministerien, bei ihnen gebe es keine Urlaubssperren. Auch in München und Bayern ist nichts derartiges geplant. Die Gewerkschaft der Polizei Bayern klagte generell, dass Extra-Kontrollen zusätzliche Belastungen bringen. Die Bundespolizei widersprach Wendt ausdrücklich: Urlaubssperren seien die „ultima ratio“, sie würden bei der derzeitigen Lage nicht ausgerufen, so Vizepräsident Michael Frehse.

Allerdings gab es an mehreren Orten Alarm wegen zunächst verdächtiger Päckchen: Unter anderem in Hannover und Düsseldorf wurden vorübergehend Teile der Bahnhöfe gesperrt. Die Tüten und Koffer stellten sich aber jeweils als harmlos heraus.

merken
Nicht mehr merken
X

Sie haben den Inhalt der Merkliste hinzugefügt.