Datenskandal: Wie sicher ist Plastikgeld?

Schon wieder ein Datenskandal. Abrechnungen und angeblich auch Geheimnummern gestohlen. ADAC- und Amazon-Karten betroffen. Datenschützer sprechen von „neuer Qualität“ des Diebstahls.
von  Abendzeitung
Betroffen sind auch LBB–Kunden, die ihre Kreditkarten über ADAC, Amazon und andere Partnerfirmen haben.
Betroffen sind auch LBB–Kunden, die ihre Kreditkarten über ADAC, Amazon und andere Partnerfirmen haben. © az

Schon wieder ein Datenskandal. Abrechnungen und angeblich auch Geheimnummern gestohlen. ADAC- und Amazon-Karten betroffen. Datenschützer sprechen von „neuer Qualität“ des Diebstahls.

Tausende Bankkunden haben Angst um ihr Geld. Nachdem der Diebstahl von zehntausenden Datensätzen von Kunden der Landesbank Berlin (LBB) bekannt wurde, war die Bank-Hotline am Wochenende über Stunden überlastet. Wie groß die Gefahr für die Betroffenen Kunden ist, ist noch unklar.

Der „Frankfurter Rundschau“ wurden anonym per Post die Kreditkartenabrechnungen zehntausender Kunden zugespielt. Die Daten sind laut der Zeitung auf mehreren hundert Mikrofiches der Firma AtosWorldline gespeichert, die Kartenabrechungen für die Bank erstellt. Gestohlen wurden sie offenbar während einer Kurierfahrt von Atos zur LBB. Gespeichert sind auf den Mikrofiches Name, Adresse, Kreditkartennummer, Kontonummer und Bezahl-Aktionen der Kunden, alle aus dem Jahr 2008. Die FR berichtet weiter, dass sie in einem separaten Päckchen auch Geheimnummern geschickt bekommen habe. Da seien stapelweise Briefe gewesen, wie sie Kunden bekommen, die eine neue PIN per Post kriegen.

LBB beschwichtigt und bestreitet

Der Bundesdatenschutzbeauftragte Peter Schaar spricht von einer „neuen Qualität“ des Datendiebstahl. „Denn es handelt sich ja hierbei um Daten, die eben doch eine größere Sensibilität aufweisen, deren Schadenspotential bei weitem über das hinausgeht, was bisher bekannt geworden ist.“ Generell kritisierte Schaar, dass die Auftraggeber den Datenschutz bei Subunternehmen zu wenig gewährleisten. „Es reicht einfach nicht aus, sich darauf zu verlassen, dass die irgendetwas zusichern.“ Die LBB ist nach eigenen Angaben einer der größten Kreditkartenanbieter, sie geben auch Kreditkarten mit dem Logo von ADAC oder Amazon aus.

Die LBB beschwichtigt und bestreitet, dass auch Geheimnummern gestohlen wurden. Die Frankfurter Rundschau bleibt aber bei ihrer Darstellung. Allerdings ist derzeit noch unklar, ob die Besitzer der gestohlenen Kreditkartennummern überhaupt zu entwendeten PINs passen.

Auf ihrer Homepage verbreitet die LBB, es bestehe „keine Gefahr für das Vermögen der Kunden. „Falls wider Erwarten eine Schaden entstehen sollte, werde die Landesbank „ihre Kunden selbstverständlich davon freihalten“.

„Kein großes Schindluder“

Die Polizei schätzt das Risiko für die Kunden als „relativ gering“ ein. Nach einer „ersten Bewertung“ könne mit den Daten „kein großes Schindluder“ getrieben werden, wie ein Sprecher der Frankfurter Polizei sagte. Es ließen sich anhand der Daten keine Kartenkopien erstellen, auch sei es unmöglich, Geld abzuheben.

Datenschützer Schaar will sich so leicht damit nicht zufrieden geben. Er fordert strengere Gesetze: Auftraggeber sollten ihre ausgelagerten Dienstleister besser prüfen und bei Versäumnissen härter bestraft werden. Auch sollten die Kunden Konsequenzen ziehen, wenn sie das Vertrauen in ihre Bank verlieren.

Tina Angerer

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