„Das war Vertrauensbruch“

Kurt Beck blickt zurück im Zorn – Sein Abgang hat der SPD genützt. Auch zwei Tage nach seinem Rücktritt ringt der EX-SPD-Chef Kurt Beck noch um Fassung. Vorwurf der Intrige „nicht gegen die erste Reihe der Partei.“
von  Abendzeitung
Ringe unter den Augen, verkniffene Miene. Kurt Beck bei seinem ersten Auftritt nach dem Rücktritt.
Ringe unter den Augen, verkniffene Miene. Kurt Beck bei seinem ersten Auftritt nach dem Rücktritt. © dpa

Kurt Beck blickt zurück im Zorn – Sein Abgang hat der SPD genützt. Auch zwei Tage nach seinem Rücktritt ringt der EX-SPD-Chef Kurt Beck noch um Fassung. Vorwurf der Intrige „nicht gegen die erste Reihe der Partei.“

Kurt Beck zwingt sich ein kurzes Lächeln ins Gesicht. Irgendwie scheint er erleichtert, wieder daheim zu sein. In Mainz, wo keiner ihm was Böses will. 48 Stunden, nachdem er das Wellnesshotel am Schwielowsee durch den Hintereingang verlassen hat, stellt sich der gefallene SPD-Chef der Öffentlichkeit und erzählt, warum er im Berliner Haifischbecken gescheitert ist. Dort, so Becks Deutung, wurde sein Stil der Offenheit und Kollegialität missbraucht, gemeine Strippenzieher haben ihn hintergangen.

Äußerlich gefasst, aber innerlich brodelnd rekonstruiert der 59-Jährige die Ereignisse der letzten Tage, die zum Rücktritt „aus Selbstachtung“ geführt haben. Der sei „eine bewusste Entscheidung nach vielen Gesprächen und intensiver Selbstprüfung“ gewesen. Bereits vor Monaten habe er sich für Frank-Walter Steinmeier als Kanzlerkandidaten entschieden, berichtet Beck. Unmittelbar nach Ende der Sommerpause habe er dann „sehr gute, freundschaftliche Gespräche“ mit dem Vizekanzler aufgenommen. Auch Franz Müntefering sei in diese Gespräche eingebunden gewesen. Noch am Donnerstag habe es ein Dreiergespräch gegeben mit der „gemeinsam bekundeten Absicht, in dieser Konstellation in die Bundestagswahl zugehen“. Am Samstag hätten Steinmeier und er die Granden telefonisch informiert, auch Gerhard Schröder.

„Spin-Doktoren“

„Ich dachte, wir hätten gemeinsam einen Weg gefunden, wie ein Zeichen der Geschlossenheit und des Aufbruchs gesendet werden könnte“, so Beck mit grollendem Unterton. Im Laufe des Samstagabends habe er dann aber wahrgenommen, dass „in dem Medien eine Geschichte berichtet wird, die mit der Wirklichkeit nicht übereinstimmt.“ Beck spielt auf Meldungen an, laut denen Steinmeier den zaudernden Beck habe zur Entscheidung der K-Frage drängen müssen.

Noch in der Nacht zum Sonntag habe er dann herausgefunden, dass „den Medien bewusste Fehlinformationen zugespielt worden“ seien, so Beck. Sein Vorwurf der Intrige basiere nicht auf Vermutungen, sondern auf Fakten, sagt der Pfälzer, der „die erste politische Reihe“ ausdrücklich davon freispricht, für die Indiskretionen verantwortlich zu sein. Die Schuld am Vertrauensbruch tragen in Becks Augen „Spin-Doktoren“, die versuchen, Ereignissen in der Öffentlichkeit einen bestimmten Dreh zu geben. Derlei Durchstechereien würden Politiker mehr und mehr zwingen, einsame Entscheidung zu treffen. Gewiss habe auch er Fehler gemacht, räumt Beck ein – „aber nicht in den großen Linien“. Er habe versucht, der „unverzichtbaren“ Agenda-Politik „menschliche Verträglichkeiten“ hinzufügen. Dass er deshalb zur SPD-Linken gezählt wurde, habe er als „absurd“ empfunden.

„Ich will der Partei keine zusätzlichen Schwierigkeiten machen.“

Die Distanz zum neuen Duo kann Beck kaum verbergen. Er respektiere Steinmeiers Entscheidung, Müntefering zum SPD-Chef zu machen, sagt er kühl. Mit dem Sauerländer habe er telefoniert, man wolle sich treffen. Mehr mag Beck dazu nicht sagen: „Ich will der Partei keine zusätzlichen Schwierigkeiten machen.“

Markus Jox

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