»Das war ein reinigendes Gewitter«
MÜNCHEN - Der "Sauhaufen-Auftritt" und die Folgen für die CSU. Bayerns Ministerpräsident spricht im AZ-Interview über die Chaos-Tage und die Kritik am Tandem Beckstein-Huber.
Tränen, Gebrüll, Muskelspiele – in der CSU herrscht seit dem Zickzack-Kurs in Sachen Rauchverbot das Chaos. Der bisherige Gipfel: Günther Becksteins Wutausbruch vor der CSU-Fraktion, die seinem Lockerungs-Kurs nicht folgen wollten. Einzelne Fraktionsmitglieder fühlten sich vom sonst so gütigen Landesvater als „Sauhaufen“ beleidigt. Im AZ-Interview nimmt Bayerns Ministerpräsident jetzt Stellung zu den Chaos-Tagen in der CSU und zur Kritik am Tandem Beckstein-Huber.
AZ: Grüß Gott, Herr Ministerpräsident! Wie geht es Ihnen?
GÜNTHER BECKSTEIN: Gut!
Heute schon AZ gelesen?
Ja, das hat nicht unbedingt zur Steigerung meines Wohles beigetragen.
Es ist ja auch nicht so schön, über seinen eigenen Wutausbruch zu lesen. Die Fraktion haben Sie als Sauhaufen bezeichnet...
Das stimmt nicht. Aber dass es heftige Diskussionen in beide Richtungen gegeben hat, das ist hinter verschlossenen Türen auch nicht schlimm.
Was haben Sie dann gesagt?
Ich habe gesagt, dass ich um herzliche Zustimmung bitte. Dass, wenn alle fünf Verantwortlichen etwas sagen, nicht gleichzeitig gesagt werden könne, es fehle Führung, diese aber wie ein Sauhaufen zu kritisieren.
Tut es Ihnen leid, dass Sie so emotional geworden sind?
Es war nicht meine Absicht, da jemanden herabzuwürdigen. Aber ich verhalte mich selbst nicht immer mit nüchterner Distanz. Die Leute kennen mich und erwarteten, dass ich meine Emotionen auch zeige.
Ihr Parteifreund Walter Eykmann hat gesagt: „Wenn Beckstein frech wird, kriegt er eine drüber.“ Darf sich ein Ministerpräsident solche Äußerungen gefallen lassen?
Wir hatten eine ziemlich heftige Diskussion. Meine Äußerungen sind in diesem Zusammenhang zu sehen. Herrn Eykmann kenne ich seit vielen Jahren, er hat mich immer sehr unterstützt. Wir haben uns gestern Nachmittag sehr gut unterhalten und sind uns einig geworden, dass daraus jetzt keine Gegnerschaft entsteht.
Was ist denn jetzt Ihr Fazit beim Dauer-Streit-Thema Rauchverbot?
Das war ein reinigendes Gewitter. Ich habe das Ergebnis als sehr positiv empfunden. Damit haben wir erreicht, dass wir das Thema noch vor Ostern abschließen.
Wird das Thema Rauchverbot nicht immer wieder hochkommen?
Ich hoffe sehr, dass das Thema sehr schnell an Gewicht verliert, weil die Leute sich an die neuen Spielregeln gewöhnen.
Haben Sie die Foto-Montage von Fraktionschef Georg Schmid als Muskel-Mann gesehen?
Das war eine Karikatur – und eine interessante Idee.
Weil er gegenüber Ihren Aufweichungsversuchen in punkto Rauchverbot hart geblieben ist, steht Schmid jetzt als Sieger da. Sehen Sie das auch so?
Ich halte es für falsch, in der Kategorie Sieger und Verlierer zu denken. Wir sind in der Führungsebene eine Mannschaft. Eine Fußball-Mannschaft, wo der eine gegen den anderen spielt, wird wenig erfolgreich gegenüber dem Gegner sein. Darüber sind Georg Schmid, Erwin Huber und ich uns einig. Der Gegner steht im anderen politischen Lager.
Trotzdem hat Schmid jetzt Angst, dass jemand beschädigt aus der Sache rausgeht.
Keiner ist beschädigt. Wir haben Aufgaben, die noch wichtiger sind als die Frage, ob man während der Dauer eines Jahres das Rauchverbot in Bierzelten aussetzt.
Die Fraktion murrt – wie damals, als das Ende von Edmund Stoiber nahte. Herrscht schon nach Ihren kurzen Monaten im Amt eine ähnliche Endzeitstimmung?
Nein.
Klappt’s noch mit dem Tandem mit Huber?
Die Zusammenarbeit zwischen Erwin Huber und mir funktioniert reibungslos. Beim Thema Rauchverbot zum Beispiel haben wir uns in der letzten Woche auf eine gemeinsame Linie geeinigt und diese auch mit großer Mehrheit beschlossen.
Gibt es nach den Landtagswahlen das Tandem Beckstein-Huber noch?
Sicher: ja! Aber da ist vorher noch ein Wahltermin. Und das beschäftigt uns mehr als die Zeit danach.
Nun steht erst mal Ihre erste große Auslandsreise an: Sie reisen für mehrere Tage an den Golf. Freuen Sie sich nach dem Ärger daheim in Bayern auf den Tapetenwechsel?
Das ist keine Urlaubsreise!
Interview: Volker ter Haseborg