Das Wahlkämpfchen

Die Tournee hat begonnen: Es treten auf die präsidiale Frau Merkel, der bissige Herr Müntefering, der bedächtige Herr Steinmeier. Meinungsforscher sehen das Rennen fast gelaufen
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Ganz im Präsidial-Stil: Angela Merkel beim Wahlkampfauftakt.
dpa Ganz im Präsidial-Stil: Angela Merkel beim Wahlkampfauftakt.

BERLIN - Die Tournee hat begonnen: Es treten auf die präsidiale Frau Merkel, der bissige Herr Müntefering, der bedächtige Herr Steinmeier. Meinungsforscher sehen das Rennen fast gelaufen

Na also: So langsam beginnt doch noch eine Art Wahlkampf. Zwei Wochen nach SPD-Kanzlerkandidat Frank-Walter Steinmeier hat am Wochenende auch Kanzlerin Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) mit Wahlkampfauftritten begonnen. Ein Überblick, wie es an welchen Fronten aussieht und welches Bündnis die besten Chancen hat.

Die Kanzlerin

Jetzt ist auch Bundeskanzlerin Angela Merkel ins Rennen eingestiegen. In Hildesheim absolvierte sie ihren ersten Wahlkampfauftritt – und zeigte schon mal, was zu erwarten ist. Der Stil war sachlich, präsidial, ohne jede persönliche Attacke. Gelegentlich erwähnte sie gewisse „Sozialdemokraten“, der Name „Steinmeier“ fiel nie. Am kämpferischsten wurde sie bei ihrer Schelte gegen die Verursacher der Finanzkrise: „Menschen, die jeden Tag zur Arbeit gehen, leiden nun darunter, dass andere den Mund nicht vollkriegen konnten.“

Sie lehnte Steuererhöhungen ab und deutete Vergünstigungen bei der Erbschaftssteuer an. Während sie zunächst den „Deutschland-Plan“ der SPD für vier Millionen neue Jobs kritisiert hatte, versprach sie nun auch: „Unser Ziel heißt: Arbeit für alle!“ Außerdem spielte sie vernehmlicher als bisher die Frauenkarte: Gleichberechtigung sei ein Schlüsselthema. In den Firmen gebe es viel zu wenig Chefinnen.

Der Patzer

Leichte Panne im Soft-Wahlkampf der Union: Aus dem Wirtschaftsministerium von Karl-Theodor zu Guttenberg tauchte ein Papier mit Wohltaten für Unternehmen und gleichzeitig Steuererhöhungen für Lebensmittel auf. Die SPD nannte es „neoliberal“, das Ministerium sprach hastig von einer „längst obsoleten Stoffsammlung“.

Die SPD

Während Kanzlerkandidat Steinmeier weiter eher verhalten agiert, übernimmt nun Parteichef Müntefering die Rolle des Angreifers. Er warf Merkel vor, sich nur für die eigene Karriere zu interessieren, „die große Zahl der Arbeitslosen ist ihr egal“. Und: „Frau Merkel hat von Anfang an Politik gemacht unter der Maßgabe: Was muss ich tun, um Kanzlerin zu bleiben? Sie hat nicht gefragt: Was ist gut und nötig fürs Land?“ Steinmeier selbst kritisierte Bundeskanzlerin Angela Merkel wegen der angedeuteten Steuersenkungen als „unehrlich“. Vor dem Guttenberg-Papier grause es ihn.

Die Umfragen

Die Annahme, dass Bundeskanzlerin Angela Merkel Kanzlerin bleibt (mit welchem Partner auch immer), verfestigt sich weiter: 83 Prozent der Deutschen gehen davon aus, nur 9 Prozent rechnen mit einem Kanzler Steinmeier – das sind sechs Prozentpunkte weniger als vor einer Woche. „Die SPD hat kaum noch Chancen auf Sieg“, sagt Emnid-Chef Klaus-Peter Schöppner. Zwar lag die SPD 2005 ähnlich weit zurück wie jetzt, und holte die Union doch noch ein. „Doch das war die Person Schröder“, sagt Forsa-Chef Güllner. Auch sei damals Merkel noch reichlich unbeliebt gewesen, das habe sich geändert.

Der größte Strohhalm für die SPD sind die Unentschiedenen: „Die SPD hat noch Wähler-Reserven, die Union nicht mehr“, sagt Güllner. Denn die meisten Anhänger von CDU/CSU wären sich bereits sicher, ihre Partei zu wählen, während manche früheren, heute frustrierten SPD-Wähler noch schwanken.

Wer mit wem?

Zwischen Schwarz und Gelb knirscht es weiter vernehmlich. Unionsfraktionschef Volker Kauder ermahnte die CSU, die Attacken auf die FDP einzustellen. „Es reicht jetzt.“ Immerhin schlug CSU-Chef Horst Seehofer leicht mildere Töne an: „Ich glaube FDP-Chef Guido Westerwelle, dass er mit uns regieren will.“ Müntefering hält auch eine Ampel weiter für möglich. Dazu Westerwelle: „Wenn einer Kuh Flügel wachsen, kann sie fliegen.“ tan

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