Das Unwort des Jahres: Schlimmer als Basta

„Alternativlos“ ist einer der zentralen Begriffe in der Politik der Kanzlerin. Jetzt rügt eine Jury das als Unwort des Jahres. Unschön für Angela Merkel: Selbst Gerhard Schröder kommt noch besser weg.
Abendzeitung |
X
Sie haben den Artikel der Merkliste hinzugefügt.
zur Merkliste
Merken
0  Kommentare
lädt ... nicht eingeloggt
Teilen  AZ bei Google News
Auch das ist übrigens alternativlos: Immer wenn Fotoagenturen ein Wort illustrieren wollen, greifen sie zum Scrabble.
dpa Auch das ist übrigens alternativlos: Immer wenn Fotoagenturen ein Wort illustrieren wollen, greifen sie zum Scrabble.

FRANKFURT A.MAIN - „Alternativlos“ ist einer der zentralen Begriffe in der Politik der Kanzlerin. Jetzt rügt eine Jury das als Unwort des Jahres. Unschön für Bundeskanzlerin Angela Merkel: Selbst Gerhard Schröder kommt noch besser weg.

Das hässliche Wort „alternativlos“ war bislang einer der meistgebrauchten Begriffe in Bundeskanzlerin Angela Merkel Kanzlerschaft. Jetzt dürften sich Politiker häufiger mal auf die Zunge beißen, bevor sie es verwenden. „Alternativlos“ ist seit gestern das Unwort des Jahres 2010. Die unabhängige Sprachexperten-Jury hält das Wort für ein schlechtes Zeichen in der Politik: Wer etwas als alternativlos bezeichne, beende damit jegliche Diskussion, kritisierte Jury-Sprecher Horst Dieter Schlosser.

Alternativlos sei daher noch schlimmer als der Begriff „Basta“, mit dem Kanzler Gerhard Schröder seine rot-grüne Koalition einschüchterte. „Alternativlos“ hat freilich schon vor dem abgelaufenen Jahr Karriere gemacht. Seit der Finanzkrise bezeichnet die Politik immer mehr Entscheidungen so (siehe Kasten unten).

Zugleich wählte die Jury auch ein Börsenunwort des Jahres: „Euro-Rettungsschirm“. Der Begriff wecke hochfliegende Erwartungen, wo es in Wahrheit nur um Notkredite gehe.

„Alternativlos“ ist der Schwesterbegriff zum „Wutbürger“, der kürzlich Wort des Jahres wurde. Auch bei den Einsendungen zum Unwort lag der Wutbürger gut im Rennen – auf Platz drei nach „unumkehrbar“, das vielen im Zusammenhang mit den Bahnhofsplänen Stuttgart 21 aufgestoßen war. Im vergangenen Jahr war „betriebsratsverseucht“ das Unwort und „Abwrackprämie“ das Wort des Jahres.

Die Unwortjury sucht sich Begriffe, die „grob unangemessen sind und möglicherweise sogar die Menschenwürde verletzen“. Negativ fielen ihr dabei auch der „Integrationsverweigerer“ von Innenminister Thomas de Maizière auf sowie das „Geschwätz des Augenblicks“: So hatte ein römischer Kardinal die Debatte über sexuellen Missbrauch in der Kirche abgetan. mue

WAS ALLES ALTERNATIVLOS IST

„Ein Wahnsinn! Aber alternativlos“
Wir wollen nicht unbescheiden wirken, aber schon am 4. Mai 2010 forderte die AZ: „Der nächste, der etwas als ,alternativlos’ bezeichnet, zahlt Strafe.“ Der Überdruss liegt vor allem am inflationären Gebrauch. Nicht nur die Griechenlandhilfe der Kanzlerin, Peter Ramsauers Vulkan- Flugverbot oder die Gesundheitsreform von Philipp Rösler waren „alternativlos“. Sondern auch Themen, über die man durchaus diskutieren könnte. Als „alternativlos“ bezeichnete:

- Roland Koch den Führungsstil von Bundeskanzlerin Angela Merkel.
- Bayerns Wirtschaftsminister Martin Zeil den zweiten S-Bahn-Tunnel.
- Das KVR das Rauchverbot auf der Wiesn.
- Rainer Brüderle den Bundeshaushalt. - Und Christian Ude Rot- Grün in München.
- Niemand sagte es so schön wie JU-Politiker Stefan Müller (über Steuerpläne): „Natürlich ist das Wahnsinn. Aber es ist alternativlos.“

Lädt
Anmelden oder registrieren

Zum Login
Zu meinen Themen hinzufügen

Hinzufügen
Sie haben bereits von 15 Themen gewählt

Bearbeiten
Sie verfolgen dieses Thema bereits

Entfernen
Um "Meine AZ" nutzen zu können, müssen Sie der Datenspeicherung zustimmen.

Zustimmen
 
0 Kommentare
Bitte beachten Sie, dass die Kommentarfunktion unserer Artikel nur 72 Stunden nach Veröffentlichung zur Verfügung steht.
Noch keine Kommentare vorhanden.
merken
Nicht mehr merken
X

Sie haben den Inhalt der Merkliste hinzugefügt.