Das Skidrama um Althaus: Unfall-Opfer hatte vier Kinder
GRAZ - Nach dem Horror-Crash auf der Skipiste: Österreichische Ärzte holen CDU-Politiker Dieter Althaus aus dem künstlichen Koma. Die getötete Skifahrerin hinterlässt einen Mann und vier Kinder. Das jüngste wird am Samstag ein Jahr alt.
Sein Helm war wohl sein Lebensretter: Dieter Althaus (CDU) ist nach dem schweren Ski-Unfall vom Neujahrstag in „stabiler Verfassung“, sagen die Ärzte. Ob er bleibende Schäden davontragen wird, ist noch völlig unklar. Die Frau, die beim Zusammenprall mit dem Ministerpräsidenten ums Leben kam, ist eine Mutter von vier Kinder.
Wie berichtet, stieß der thüringische Ministerpräsident auf der Kreuzung zweier Abfahrten von der Riesneralm bei Donnersbachwald (Obersteiermark) mit Beata C. zusammen. Es sollte seine letzte Abfahrt am letzten Urlaubstag sein. Die Sicht war gut, die Schneeverhältnisse auch. An einer markierten Kreuzung – sie ist mit „Langsam!“-Warnhinweisen markiert – prallte Althaus mit Beate C. zusammen. Die 41-jährige ist Sportlehrerin und galt wie Althaus als gute Skifahrerin. Sie trug keinen Helm. Wie schnell die beiden unterwegs waren, ist unklar. Tatsache ist, dass Althaus seinem Personenschützer davongefahren war. Als der zum Ort des Geschehens kam, war der Unfall passiert.
Das Kind der Getöteten wird heute ein Jahr alt.
Beate C., sie lebte mit ihrem Mann in den USA und verbrachte ihren Urlaub in Österreich, hinterlässt vier Kinder. Das jüngste wird am heutigen Samstag ein Jahr alt. Die Frau verstarb auf dem Weg ins Krankenhaus.
Althaus wird überleben. „Wir sind sehr hoffnungsvoll, dass es gut ausgeht“ sagt Reinhard Lenzhofer, Chef der Kardinal-Schwarzenberg-Klinik in Schwarzach. Dort liegt Althaus seit dem frühen Mittwoch Abend. Die Klinik ist auf Skiunfälle spezialisiert.
Die Ärzte wollten ihren Patienten Freitag aus seinem künstlichen Koma holen. Eine Operation sei nicht nicht notwendig. Die Ärzte im Krankenhaus Schwarzach verringern nun die Dosis der Narkose von Althaus langsam und kontrollieren wie sein Körper darauf reagiert. Bis Althaus wieder bei vollem Bewusstsein ist, kann zwischen 12 und 24 Stunden dauern. Ob der Unfall dauerhafte Folgen für Althaus hat, ist nicht absehbar. „Jedes Schädelhirntrauma verläuft individuell“, sagt Franklin Genelin, der Leiter der Unfallchirurgie in Schwarzach. Die Ärzte halten es für sehr wahrscheinlich, dass sich Althaus nicht an den Unfallhergang erinnern kann.
Althaus fuhr seinem Bodyguard davon
Da es auch keine Zeugen gibt, ist die Rekonstruktion des Unfallgeschehens für die Behörden schwierig. Es herrscht einwandfreie Sicht am frühen Nachmittag des Neujahrstages auf der Kreuzung der zwei Abfahrten „Die Sonnige“ und der „Panorama-Abfahrt“. Warum Althaus und C. zusammen stoßen, bleibt unklar und damit auch die Schuldfrage. Der Betreiber der Anlage hatte gerade dieser Kreuzung vor kurzem verbreitert, sie ist mit Schildern und Netzen gesichert. Eine klare Vorfahrtsregelung gibt es nicht. Ein Sachverständiger untersucht die Unfallstelle.
Als ein Ersthelfer der Bergrettung am Unfallort eintraf, war Althaus noch bei Bewusstsein. Er und sein Personenschützer schickten den Retter zu der offensichtlich schwerer verletzten Beata C. Bei ihr sind schon ihr Mann und weitere Ski-Fahrer, einer von ihnen ist Arzt. Ein Hubschrauber mit Notarzt wird um 14.58 Uhr angefordert, beide Verletzten bringt die Bergrettung zur Talstation. Beata C. wird hier vom Hubschrauber abgeholt, Sie stirbt während des Fluges.
Althaus ist auch im Tal zuerst noch bei Bewusstsein – ein Sanitäter untersucht ihn und fordert sicherheitshalber einen Notarzt an, weil direkt nach dem Unfall unklar ist, wie sich Verletzungen am Kopf entwickeln. Ein weiterer Helikopter macht sich um 15.42 Uhr auf dem Weg. Als die Notärztin eintrifft, kommt es zu Komplikationen: Althaus muss künstlich beatmet werden, er wird bewusstlos. Als er transportfähig ist, macht das Wetter den Rettern einen Strich durch die Rechnung: Eigentlich sollte er nach Graz oder Salzburg geflogen werden, doch es ist zu nebelig. Es ist 18.15 Uhr, als er schließlich in Schwarzbach ankommt – mit Schädel-Hirn-Trauma, einer Hirnblutung und einer Gesichtsfraktur, die aber nicht entstellend ist. Die Angehörigen von Althaus sind vor Ort, ein Psychologe steht nach dem Aufwachen auf Wunsch zur Verfügung.
Daniel Kummetz
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