Das Risiko ist zu hoch
Mit diesem Risiko ist das Leben nicht zu haben. AZ-Redakteurin Annette Zoch über die Anti-Atom-Proteste und Fukushima
Unglaubliche Szenen am Odeonsplatz: 40.000 Menschen waren am Samstag alleine in München gegen Atomkraft auf der Straße. Trotz Regen und Kälte, trotz Mega-Gedränges, trotz extrem kurzer Vorbereitungszeit. Auch im Rest der Republik gingen die Menschen demonstrieren, insgesamt 250000 zählten Polizei und Veranstalter. Es waren die bisher größten Anti-Atom-Proteste in Deutschland.
Im Rest Europas wird die bei uns so hitzig geführte Atomdebatte eher belächelt. Sicher neigen wir manchmal zu Hysterie. Doch hysterisch ist nur, dass manche von uns jetzt Geigerzähler kaufen.
Dass wir uns wehren, das ist genau richtig. Helmut Kohl hat sich vor kurzem zur Atomdebatte zu Wort gemeldet und gesagt, das Leben sei ohne Risiken nicht zu haben. Das ist richtig. Doch bei der Atomkraft gehen wir nicht irgendein beliebiges Risiko ein. Das Risiko bei der Atomkraft ist unkalkulierbar – und steht in keinem Verhältnis zum Nutzen. Fukushima zeigt uns, was im schlimmsten Fall (der bei der Risikoabwägung immer einbezogen werden muss) droht: Indem wir alte, mangelhaft geschützte Meiler weiter betreiben, gehen wir das bewusste Risiko ein, unser Land auf Jahrhunderte hinweg unbewohnbar zu machen. Auf Jahrhunderte hinweg kranke Kinder zu bekommen.
Die atomare Bedrohung ist eine existenzielle. Das Leben ist ohne Risiken nicht zu haben, richtig. Aber mit diesem Risiko ist das Leben nicht zu haben.
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