Das Rascheln ist weg. Schade!

Heute kommt der "Sony Reader" auf den Markt. Der Hersteller verspricht eine Revolution des Lesens. Doch gemach! Die AZ hat das Gerät getestet. Das Fazit: Gemütliches Lese-Flair kommt nicht mehr auf.
Zumindest vom Gewicht und den Maßen unterscheidet sich der „Sony Reader PRS-505“ kaum von einem normalen Buch. 260 Gramm wiegt er, 17 mal 12 mal 0,8 Zentimeter misst er.
Ich liebe Bücher. Ich mag es, meine Sachbücher, Krimis und Romane überall mit hinzunehmen – abends mit ins Bett, im Urlaub an den Strand, auf Reisen mit ins Flugzeug. Eigentlich bin ich ein Kandidat für ein Elektro-Lesegerät. Als ich jetzt den Leder-Einband des „Sony Reader“ aufmache, schaue ich auf ein Display und jede Menge Tasten. So soll das Lesen der Zukunft aussehen?
Aufschlagen: Ein kleiner Hebel auf der linken Oberseite des digitalen Buchs startet das Gerät. Von der Menüführung her erinnert das Lesegerät an einen iPod. Auf der Startseite kann ich wählen, ob ich mir die Buchtitel alphabetisch geordnet oder nach dem Zeitpunkt des Downloads anzeigen lassen möchte. Per Knopfdruck auf eine von zehn nummerierten Tasten wähle ich aus. Nun erscheint der Titel.
Lesen: Nachdem ich das Buch wie einen Musiktitel gestartet habe, erscheint eine Buchseite auf dem Bildschirm. Die Schriftgröße kann vergrößert werden. Das Gerät flimmert nicht, ist gestochen scharf. Das liegt an der Technik der „elektronischen Tinte“, die nur dann Strom benötigt, wenn umgeblättert wird. Die Batterie reicht für zwölf Romane.
Umblättern: Ich kann mit beiden Händen „umblättern“. Das geht so: Auf Daumenhöhe gibt es jeweils zwei Tasten. Ein Knopfdruck, dann erscheint die nächste Seite. Nicht so schön ist, dass der Umblätter-Vorgang mehrere Sekunden dauert. Das Rascheln der Buchseiten ist weg – die Maschine gibt keinen Mucks von sich.
Eselsohren machen: Über der Umblätter-Funktion gibt es eine entsprechende Taste. Drücke ich sie, erscheint am rechten oberen Rand der Seite ein Eselsohr. Im Startmenü kann ich auf alle Lesezeichen zugreifen. Textpassagen unterstreichen kann ich leider nicht.
Speicherplatz: Sony meint, dass ich bis zu 160 Bücher auf den „Reader“ laden kann, wenn ich zusätzliche Speicherkarten kaufe, bis zu 13000.
Lesegefühl: Ich kann mir nicht vorstellen, mich mit dem Buch-iPod in einen Sessel zum Schmökern zu setzen. Ich will Seiten rascheln hören, das Papier in meinen Fingern spüren. Und ich will nicht das Gefühl haben, ein teures 300-Euro-Gerät in Händen zu halten. An den Strand würde ich den „Reader“ ohnehin nicht mitnehmen.
Volker ter Haseborg
Den „Sony Reader“ gibt es ab Mittwoch in den Buchhandlungen Schweitzer Sortiment am Lenbachplatz 1 und bei Lehmkuhl in der Leopoldstraße 45.