Das passiert 2014 im Ausland

Was dieses Jahr wichtig wird, wo heuer politische Umwälzungen erwartet werden, welche
Länder Krisenherde sind, wo gefeiert und gesportelt wird – der ganz globale AZ-Almanach
1. RUSSLAND. Die Winterolympiade in Sotschi am Schwarzen Meer wird der russischen Riviera einen Mini-Boom bescheren. Bundespräsident Joachim Gauck will wegen der Menschenrechtsverstöße in Russland nicht kommen, genauso wenig Vertreter der Regierungen Frankreichs, der USA und zahlreicher weiterer Länder. Aber das dürfte Kremlchef Wladimir Putin den Spaß an dem Spektakel nicht verderben. Er wird spätestens Anfang Juni Regierungsprominenz in Sotschi begrüßen können, beim G8-Gipfel der wichtigsten Industrienationen.
2. CHINA. 2014 ist das chinesische Jahr des Pferdes, das für Abenteuerlust und Unruhe steht. Zwei Gedenktage fallen in dieses Jahr: Der 25. Jahrestag der Niederschlagung der Proteste auf dem Platz des Himmlischen Friedens in Peking und am 1. Oktober der 65. Geburtstag der Volksrepublik. Von politischen Unruhen wie 1989 ist China weit entfernt. Die Führung ist damit beschäftigt, die wirtschaftliche Liberalisierung in geordneten Bahnen verlaufen zu lassen. Mit brachialen Methoden versucht die Parteiführung, ihren Einfluss auch in der Provinz durchzusetzen. Gerade erst wurden medienwirksam gegen 37000 Funktionäre Ermittlungen wegen Korruption eingeleitet.
3. AFGHANISTAN. Sowjets, Mudschaheddin, Taliban, internationale Truppen – die Menschen in Afghanistan haben innerhalb einer Generation viele Machthaber kommen und gehen sehen. 2014 zieht die ISAF-Truppe zieht aus Afghanistan ab, zur Sorge der nichtreligiösen Kräfte im Land. Anfang April wird zudem gewählt. Präsident Hamid Karsai, der seit dem Sturz des Taliban-Regimes 2001 an der Spitze Afghanistans steht, darf nicht noch einmal kandidieren. Beobachter befürchten, dass nach seinem Abgang alte ethnische Konflikte wieder auflodern.
4. SYRIEN/IRAK/IRAN. Dass die Region 2014 zur Ruhe kommt, ist sehr unwahrscheinlich. Der Iran versucht, sich dem Westen gegenüber toleranter zu zeigen, kämpft gleichzeitig mit den wirtschaftlichen Folgen der Präsidentschaft von Mahmoud Mahmud Ahmadinedschad. Extremistische muslimische Kräfte versuchen währenddessen, im Irak und im vom Bürgerkrieg geschüttelten Syrien ein neues Machtzentrum aufzubauen. Ableger des Terrornetzwerks El-Kaidas etablieren in Syrien und im Irak sogenannte „Emirate“, in denen sie in eroberten Landesteilen die drakonischen Strafen der Scharia einführen.
5. INDIEN. Das Land wählt im Frühjahr ein neues Parlament. Der 81-jährige Premierminister Singh will abtreten. Gute Chancen werden den Hindu-Nationalisten der Bharatiya Janata Party eingeräumt. Dies könnte der Auftakt zu neuen Spannungen zwischen Hindus und Moslems sein.
6. AUSTRALIEN. Zigtausende Menschen werden am 29. April frühmorgens in den Himmel starren, wenn sich sich der Mond von Australien aus gesehen vor die Sonne schiebt. Wer sich das Naturereignis nicht entgehen lassen will, sollte frühzeitig seinen Flug buchen.
7. ZENTRALAFRIKA. Blutige Auseinandersetzungen zwischen Christen und Muslimen machten den Anfang, dann kam der Hilferuf der labilen Zentralafrikanischen Regierung in Richtung Paris. Seit Ende vergangenen Jahres sind französische Soldaten in dem Land, trotzdem ist die Lage für die Bevölkerung dramatisch: Innerhalb des Landes sind rund 800000 Menschen auf der Flucht, fünf Millionen sind auf Nothilfe durchs Welternährungsprogramm angewiesen.
8. MALI. Nach dem Tuareg-Aufstand 2012, dem Militärputsch und dem Einfluss radikalislamischer Kräfte könnte sich die Lage 2014 wieder stabilisieren.
Die internationalen Truppenkontingente werden heruntergefahren. Frankreich allein hatte zeitweise 4000 Mann in Mali.1000 sollen in dem westafrikanischen Land bleiben.
9. BRASILIEN. Bem-vindo, willkommen! Rund 600000 Fußballfans werden in Brasilien zur WM erwartet, und sie können mit einer ausgelassenen Atmosphäre wie in keinem anderen Austragungsland rechnen. Die Gastgeber freuen sich schon deswegen auf den Event, weil Brasilien als einer der Favoriten für den Meistertitel gilt. Die Sorge der Veranstalter gilt im Moment allerdings der Sicherheit: 200 Kameras sollen die Fans überwachen, eine Spezialeinheit aus 10 000 Sicherheitskräften soll gegen mögliche Proteste vorgehen. 400 Millionen Euro lässt sich das Land die Gewaltprävention kosten, auch, damit bei den unvermeidlichen Prügeleien zwischen Fußballfans keine Tote zu beklagen sind. Das Geld fehlt an anderer Stelle – Gewalt und Kriminalität, die zum Teil schon besiegt schienen, sind in den Elendsquartieren des Landes wieder aufgeflammt.
10. PERU. Das Land ist mehr als die meisten anderen Staaten der Welt vom Klimawandel betroffen. Jeder zweite Bewohner lebt im Wüstengürtel der pazifischen Küste, der unter immer größeren Schwierigkeiten mit Wasser versorgt werden muss. Währenddessen schmelzen die mächtigen Gletscher des Landes. Deshalb ist es nur logisch, dass Peru Ende des Jahres die Weltklimakonferenz ausrichtet.
11. USA. Anfang November wird in den Vereinigten Staaten gewählt. Die sogenannten „Midterm Elections“ entscheiden über das Repräsentantenhaus und 33 der 100 Sitze im Senat. Präsident Barack Obama feiert den fünften Jahrestag seiner Amtseinführung. Womöglich wird ihm heuer zeitweise Janet Yellen die Show stehlen, die neue Präsidentin der US-Zentralbank Fed. Sie muss das Kunststück schaffen, den Geldhahn wieder zuzudrehen, nach Möglichkeit mit viel Gefühl, um den Aufschwung in den USA nicht abzuwürgen. Allein die Aussicht auf höhere Zinsen hat den Kurs des Dollar schon beflügelt – das hilft den Amerikanern, ihre Importe zu bezahlen; freut europäische Exporteure, verteuert allerdings für deutsche Verbraucher tendenziell Fernreisen und Benzin.
12. SÜDEUROPA. Gerade hat Griechenland die EU-Ratspräsidentschaft übernommen, im zweiten Halbjahr übernimmt sie Italien. Die Schuldenkrise wird uns auch 2014 beschäftigten. Die Frage ist im Moment, wann Griechenland sein nächstes Hilfspaket braucht – und ob Italien, eine der wichtigsten Volkswirtschaften des Euro-Raumes, wieder erholt.
13. SCHOTTLAND. Sezession, Trennung oder Auflösung? Am 18. September geht es für die fünf Millionen Schotten ums Ganze, um den Fortbestand als Teil des britischen Königreichs oder in einem souveränen Staat. In einer Volksabstimmung werden sich die Schotten möglicherweise von Großbritannien lossagen. Bisher sieht es allerdings nicht so aus, als könnten die Separatisten eine Sieg davontragen. Das Wahlvolk beschäftigten pragmatische Fragen, zum Beispiel diese: Ist Schottland ohne England wirtschaftlich überlebensfähig? sun