Das neue Jahr: Die kleinen und die großen Knaller
Vieles wird anders, manches sogar besser und Geld lässt sich auch sparen: Prosit Neujahr!
MÜNCHEN 2009 bringt so viele Änderungen, dass der Überblick gar nicht so leicht ist. Die AZ zeigt die 15 wichtigsten.
Superwahljahr: 15 Mal an die Urne
In Deutschland stehen 2009 sage und schreibe 15 Wahlen an. Dazu kommt noch die Wahl des Bundespräsidenten, den die Bundesversammlung am 23.Mai in Berlin küren wird. Höhepunkte des Superwahljahrs sind sicherlich die Bundestagswahl am 27.September und die Europawahl am 7.Juni – übrigens mitten in den bayerischen Pfingstferien. Darüber hinaus stehen Landtagswahlen in Hessen, Sachsen, Thüringen, dem Saarland und Brandenburg sowie Kommunalwahlen in acht Bundesländern auf der Agenda.
Krankenversicherung: Für viele wird's teurer
Alle gesetzlichen Krankenkassen berechnen ab dem 1.Januar einen einheitlichen Beitragssatz von 15,5 Prozent des Bruttoverdienstes. Damit muss sich der größte Teil der gesetzlich Versicherten auf höhere Beiträge einstellen. Freiwillig Versicherte zahlen 14,9 Prozent, haben aber keinen Anspruch auf Krankengeld. Genügen einer Kasse die Einnahmen nicht, kann sie ihren Versicherten Zuschläge von bis zu einem Prozent des Bruttoeinkommens berechnen. In der privaten Krankenversicherung gibt es einen Basistarif mit den Leistungen der gesetzlichen Kassen. Er darf maximal 570 Euro kosten. Wer das nicht bezahlen kann und durch den vollen Beitrag zum Sozialfall würde, dem wird er zur Hälfte erlassen.
Rente: Hoffen auf ein Plus
20 Millionen Rentner hoffen auf eine Erhöhung des Rentenwertes zur Jahresmitte um 2,75 Prozent. Dieser Wert ergibt sich aus den durchschnittlichen Lohnsteigerungen, falls Berlin erneut den so genannten Riester-Faktor aussetzt, der Rentensteigerungen dämpft. Weil Wahljahr ist, stehen die Chancen dafür gar nicht so schlecht.
BKA-Gesetz: Präventiv ausspähen
Das Bundeskriminalamt darf bei Terrorverdacht auch vorbeugend ermitteln. Erstmals erhalten die BKA-Beamten das Recht, bei akuter Gefahr Verdächtigte zu überwachen, Wohnungen abzuhören, Computer online auszuspähen und Rasterfahndungen einzuleiten. Außerdem werden ab 1.Januar alle Internet-Verbindungsdaten für ein halbes Jahr gespeichert.
Bahnfahren: Geld-zurück-Garantie
Ab Mai 2009 sollen Bahnreisende einen einklagbaren Entschädigungsanspruch erhalten, wenn sich Züge verspäten oder sogar ganz ausfallen. Ab einer Stunde Verspätung soll die Deutsche Bahn ihren Kunden künftig ein Viertel des Fahrpreises erstatten müssen, ab zwei Stunden die Hälfte des Preises.
Autoverkehr: Schärfere Bußgelder
Für Verkehrsdelikte wie Rotlicht-Verstöße, Drängeln und Rasen wird das Bußgeld von Anfang Februar an drastisch angehoben. Wer nach Alkohol- oder Drogenkonsum im Straßenverkehr erwischt wird, berappt beim ersten Mal 500, beim zweiten Mal 1000 und ab dem dritten Mal mindestens 1500 Euro.
Kfz-Steuer: Zuckerls fürs Öko-Auto
Käufer eines neuen Autos werden von der Kfz-Steuer befreit, wenn ihr Fahrzeug bis Ende Juni 2009 erstmals zugelassen wird. Ein Jahr lang entfällt die Kfz-Steuer für alle Neuwagen – und sogar zwei Jahre für besonders schadstoffarme Neuwagen.
Pendlerpauschale: 30 Cent pro Kilometer
Berufspendler können für Fahrtkosten zwischen Wohnung und Arbeitsplatz ab sofort wieder vom ersten Kilometer an je 30 Cent von der Steuer absetzen.
Ehe: Auch ohne Standesamt
Kirchliche Hochzeiten sind ab sofort auch dann erlaubt, wenn die Ehe vorher nicht standesamtlich geschlossen worden ist. Pfarrer begehen dann keine Ordnungswidrigkeit mehr, wenn sie ein Paar trauen, das noch nicht vor dem Standesamt geheiratet hat. Allerdings ist eine allein kirchlich geschlossene Ehe rechtlich nicht bindend. Sie gilt für den Staat vielmehr als nichteheliche Gemeinschaft.
Kindergeld: Berlin zahlt mehr
Das Kindergeld steigt ab dem kommenden Jahr für das erste und zweite Kind um 10 Euro auf 164 Euro. Ab dem dritten Kind bekommen Familien 16 Euro mehr als bislang. Der Satz für das dritte Kind beträgt dann 170 Euro, für das vierte Kind und weitere Kinder jeweils 195 Euro. Auch der Kinderfreibetrag steigt um 192 Euro auf 3840 Euro. Zusammen mit dem Betreuungs- und Erziehungsfreibetrag gelten somit künftig Freibeträge für jedes Kind von insgesamt 6000 Euro.
Wohngeld: 100 Euro für Singles
Geringverdiener bekommen rückwirkend bereits ab 1. Oktober mehr Wohngeld. Die Anhebung gibt es in Form einer Einmalzahlung, die nach der Haushaltsgröße gestaffelt ist. Ein Einpersonenhaushalt bekommt zum Beispiel 100 Euro ausgezahlt, bei einem Zweipersonenhaushalt wären es 130 Euro.
Abgeltungssteuer: 25 Prozent auf alles
Von Zinsen und Dividenden ziehen die Banken pauschal 25 Prozent ab und überweisen sie ans Finanzamt. Auch Spekulationsgewinne bei Aktien und Aktienfonds, die ab 2009 gekauft werden, werden besteuert, egal, wie lange der Kunde die Papiere hält.
Arbeitslosenbeitrag: Runter auf 2,8 Prozent
Der Beitrag für die Arbeitslosenversicherung sinkt ab dem 1.Januar von 3,3 auf 2,8 Prozent. Die Beitragsbemessungsgrenze steigt in den alten Bundesländern von 5300 auf 5400 Euro im Monat.
Erbschaftssteuer: Neue Freibeträge
Immobilien werden jetzt wie Bargeld behandelt. Bei der Ermittlung der Steuerlast wird der Verkehrswert der Immobilie zu 100 Prozent (bisher: 60 bis 80 Prozent) berücksichtigt. Wohneigentum bleibt für den erbenden Lebenspartner oder die Kinder steuerfrei – wenn sie es zehn Jahre lang selbst nutzen. Für Ehegatten sowie eingetragene Lebenspartnerschaften steigt der persönliche Freibetrag auf 500000 Euro. Für Kinder gelten 400000 Euro, für Enkel 200000 Euro. Für Eltern, Geschwister, Neffen, Nichten und alle Erben außerhalb des engeren Familienkreises gibt es einen Freibetrag von 20000 Euro.
Dienstleistungen: Putzhilfe absetzen
Familien können haushaltsnahe Dienstleistungen wie Kinderbetreuung oder Putzdienste besser von der Steuer absetzen. Pro Jahr können Kosten bis zu einer Höchstgrenze von 4000 Euro vom zu versteuernden Einkommen abgezogen werden. Der absetzbare Betrag für Handwerkerrechnungen steigt auf 1200 Euro.