"Das geht nicht": Aiwanger schießt in der AZ scharf bei Sommerferien-Debatte

München/Berlin - Alle Jahre wieder: Die Debatte um die Schulferien im Sommer kommt so zuverlässig wie das Christkind im Winter. Heuer hat sich die FDP des Themas angenommen. Nico Tippelt, Obmann der FDP im Tourismusausschuss des Bundestags, fordert eine Flexibilisierung der Ferien über die Bundesländer hinweg.
So sollen Familien die Chance bekommen, anhaltend hohen Preisen für Urlaub während der Hauptsaison zu entgehen. "Die Flexibilisierung wäre ein möglicher Weg, um die Ferienzeit insgesamt ein Stück weit zu entzerren", sagte Tippelt der "Bild".
Schulferien im Sommer: Bayern und Baden-Württemberg traditionell als letzte dran
Im Moment ist es so, dass die Sommerferien regional gestaffelt werden. Die Kultusministerkonferenz legt dann unter Berücksichtigung der jeweiligen landesspezifischen Gegebenheiten den genauen Termin je Land fest, und zwar in einem Zeitraum zwischen dem 20. Juni und dem 15. September.
Die Länder organisieren sich dabei in fünf Gruppen, um zu rollieren. Allerdings: Bayern und Baden-Württemberg sind auf dem letzten Termin, weil sie traditionell Pfingstferien haben und sonst die Zeit für Prüfungstermine vor den großen Ferien nicht ausreichend wäre.
FDP fordert asynchrone Sommerferien
"Gerade in der Hauptferienzeit haben junge Familien enorme Preissteigerungen zu stemmen", sagte der FDP-Abgeordnete Tippelt. Einen Vorteil sieht er darin, dass eine Entzerrung auch Ferienorte entlasten würde.
Das ist im Ausland wie auch im Inland ein Thema: Nach mehreren Corona-Sommern, in denen sich zwar viele deutsche Urlaubsorte einerseits über Umsätze freuten, aber viele Einheimische auch über die Wagenkolonnen stöhnten, gilt das Stichwort "Overtourism" immer noch in vielen Regionen.
Diesen Vorteil sieht auch Martin Hagen. "Es würde dazu führen, dass Urlauber aus anderen Bundesländern sich zeitlich besser verteilen", sagt der FDP-Vorsitzende in Bayern der AZ.
Ganz grundsätzlich gehe es ja lediglich um einen erweiterten Korridor, in dem die Bundesländer ihre Sommerferien legen könnten. "Für Bayern hätte das keine Konsequenzen, weil Bayern sich nicht an dem Rotationsverfahren beteiligt", so Hagen.

Sommerferien verschieben: Aiwanger hält nichts von der Idee
Freie Wähler-Chef Hubert Aiwanger findet an dem Vorschlag "nichts Neues". Schließlich seien die Sommerferien bereits bundesweit flexibilisiert und in Absprache der Bundesländer auf die Monate Juni bis September verteilt. Er warnt allerdings vor einem ganz praktischen Denkfehler, nämlich "zu sagen, die Sommermonate seien einigen Familien für den Urlaub zu heiß und man solle deshalb die Ferien in kühlere Monate legen."
Denn wenn dem so wäre, so Aiwanger zur AZ, dann wäre es für den Unterricht bei Hitze noch schwieriger. "Also bei kühlen Temperaturen in Deutschland Ferien machen und in warme Länder in Urlaub fahren und anschließend, wenn es bei uns warm wird, Hitzefrei im Unterricht einzufordern – das geht nicht."

In der Tat argumentiert der FDP-Bundestagsabgeordnete Reginald Hanke, ebenfalls Mitglied im Tourismusausschuss, genau so: "Wenn die Sommer wärmer werden, wäre das ein weiterer Grund, die Ferienzeiten zu flexibilisieren." Schließlich wollen nicht alle Familien im Juli und August bei hohen Temperaturen Urlaub machen, so Hanke.
Schulferien nur noch in der Nebensaison?
"Es ist nicht so einfach, wie man denkt", sagt Klaus Stöttner, tourismuspolitischer Sprecher der CSU im Landtag, der AZ. Man habe den Korridor der Bundesländer bereits von 82 auf 95 Tage ab dem Jahr 2019 erhöht. "Ich habe durchaus Sympathie dafür, dass man im Sommer etwas wegnimmt, und das im Herbst dranhängt", so Stöttner. Für den heimischen Tourismus wäre es auch günstig, wenn es auch Schulferien in der jetzigen Nebensaison geben würde. Aber: "Die anderen Länder müssen auch zustimmen, wenn man die Korridore erweitert."
Das habe man schon alles lange diskutiert. Zumal bayerische Familien auch wenig von so einer Regelung hätten: "Ende August und Anfang September ist es eh schon günstiger. Und im November will doch keiner in den Urlaub fahren!"
Florian von Brunn hält die Debatte indes für "ein Sommerlochthema" und ärgert sich: "Die sollten statt solchem unrealistischen Unsinn lieber keine unsozialen und kaltherzigen Kürzungen im Haushalt vorschlagen!"
Dann würde denen mehr Geld bleiben, die es dringend brauchen, so der bayerische SPD-Fraktionsvorsitzende zur AZ. In der Tat: Jedes fünfte Kind in Deutschland lebt in Armut. Diese Kinder und Familien kommen vermutlich gar nicht in den Genuss einer Reise..