Das Ende der Ära Strauß
MÜNCHEN - Monika Hohlmeier hat auf ein Comeback gehofft. Doch die Tochter des Patriarchen wird zur prominentesten Verliererin der Wahl: Sie schafft es nicht in den Landtag, ihre Polit-Karriere ist vorbei.
Superoptimistisch war sie noch drei Tage vor der Wahl. „Bei mir an den Ständen sind zehn Freiwillige“, sagte Monika Hohlmeier zur AZ: „Da gibt es eine Aufbruchstimmung.“ Glaubte sie. Sonntagabend wurde alle Hoffnungen und Illusionen brutal zerstört. Die Ex-Ministerin kam nicht über die Landesliste der CSU in den Landtag. Das Comeback der Tochter von Franz Josef Strauß ist gescheitert. Mit dem schwarzen Wahlsonntag ging auch die Ära Strauß in der bayerischen Politik zuende.
Nach 18 Jahren muss die 46-jährige ihren Sitz im Landtag aufgegeben und damit ehrgeizige Pläne für einen Wiederaufstieg. Eine der schillerndsten Figuren mit dem glänzendsten Namen der CSU verliert ihr parlamentarisches Fundament.
Sie bekam nur einen schlechten Listenplatz
Seit 1990 saß die Tochter im Landtag, in dem der Vater von 1978 bis zu seinem Tod 1988 als Ministerpräsident regierte. Wenige Tage vor dem 20. Todestag von FJS geht für die Tochter eine Karriere zuende, die voller Höhen und Tiefen steckte – auch im persönlichen Bereich.
Wie umstritten Hohlmeier zuletzt in der Partei war, zeigt der Streit um den Listenplatz, der wegen des miserablen Wahlergebnissen ohnehin nichts nützte. Der Münchner Bezirksverband hatte sich geweigert, sie aussichtsreich zu platzieren: Eine späte Revanche für ihre Rolle in der so genannten Wahlfälscher-Affäre, die sie 2005 ihr Amt als Kultusministerin und Münchner Bezirkschefin der CSU gekostet hat.
"Es gibt gegen alle von Euch was!"
Den notorisch zerstrittenen Bezirk hatte Hohlmeier auf Druck ihres Ministerpräsidenten und Förders Edmund Stoiber übernommen. In ihre Amtszeit fielen aber dubiose Mitgliederzuwächse, Geldzahlungen und gefälschte Mitgliederanträge.
Hohlmeiers markiges Versprechen, die Affäre aufzuklären, blieb folgenlos. Und als Mitglieder wie ihr Intimfeind Ludwig Spaenle nachhaltig forderten, die Sache aufzuklären, machte sie einen schweren Fehler. In einer Vorstandssitzung knallte sie ein paar Schnellhefter auf den Tisch und sagte: „Es gibt gegen alle von Euch was!“ Den Aufstand der so Bedrohten überlebte Hohlmeier politisch nicht.
Überstürzte G-8-Einführung
Sie verlor das Parteiamt und den Chefsessel im Unterrichtsministerium. In dem war sie seit 1993, seit 1998 als Ministerin. Stoiber hatte die gelernte Hotelfachfrau geholt, um die Strauß-Fans in der Partei zu binden, was ihn nicht daran hinderte, sie zu übergehen. Noch im Wahlkampf 2003 musste sie das neunstufige Gymnasium verteidigen, um nach der Wahl vom Chef düpiert zu werden. Stoiber brachte Hals über Kopf das G8 durch, das maßgeblich zur aktuellen Wahlniederlage beigetragen haben dürfte.
Mit Beharrlichkeit hatte sich Hohlmeier zuletzt zurückgekämpft. Sogar auf einen Posten als Vorsitzende des Haushaltsausschussen hatte sie spekuliert. Das ist vorbei.
Schwere Eiweißallergie
„Ich habe mir ohnehin angewöhnt, andere Sachen wichtiger zu nehmen“, sagte sie kurz vor der Wahl zur AZ. Dieser Tage veröffentlicht sie ein Buch über ihre Krankheitsgeschichte - mit dem Titel "Meine mageren Jahre sind vorbei".
Darin beschreibt sie, wie sie jahrelang unter einer schweren Eiweißallergie litt. „Mit konventioneller und alternativer Medizin“ habe sie die Krankheit überwunden, sagte sie mit dem Strauß-eigenen Selbstbewusstsein. „Jetzt geht es mir gut. Das ist das Wichtigste.“
Matthias Maus