Dalai Lama droht mit Rücktritt

Für den Fall, dass die Gewalt in Tibet außer Kontrolle gerate, hat der Dalai Lama seinen Rücktritt angekündigt. Der chinesische Ministerpräsident Wen Jiabao hatte das geistige Oberhaupt Tibets für die Unruhen verantwortlich gemacht.
Der Dalai Lama hat seine Landsleute zur Zurückhaltung aufgerufen. Sollten die Proteste der Tibeter außer Kontrolle geraten, würde er seinen Rücktritt erklären, sagte er im indischen Exil in Dharmsala.
Der chinesische Ministerpräsident Wen Jiabao hatte zuvor die Anhänger des Dalai Lamas für die Proteste verantwortlich gemacht. Die Unruhen hätten schwere Verluste an Menschenleben und Eigentum verursacht, sagte Wen am Dienstag. Nach offiziellen Angaben aus Peking wurden bei dem antichinesischen Aufstand seit Freitag 16 Menschen getötet.
Exil-Tibeter sprechen von bis zu 80 Todesopfern. Sie befürchten, dass es nach dem Ablauf eines Ultimatums an die Demonstranten in Tibet zu einer Militäroffensive kommt. Das Ultimatum lief am Montag um Mitternacht ab. Die Proteste in der tibetischen Hauptstadt Lhasa hatten am 10. März, dem Jahrestag der Niederschlagung des Aufstandes der tibetischen Bevölkerung gegen die chinesische Herrschaft 1959, zunächst friedlich begonnen.
Gegen Boykott der Olympischen Spiele
Der Dalai Lama hat sich gegen einen Boykott der Olympischen Spiele ausgesprochen. Das sagte Tashi Wangdi, Repräsentant des Dalai Lama bei den Vereinten Nationen und für die USA, der «Frankfurter Rundschau».
Der Dalai Lama lehne einen Boykott ab, «weil wir uns in einem Konflikt mit der chinesischen Regierung, nicht aber mit dem chinesischen Volk befinden». An dieser grundsätzlichen Unterscheidung halte der Dalai Lama allen Unruhen zum Trotz weiter fest. «Ein Boykott ist keine Lösung», sagte Tashi Wangdi. Das chinesische Volk solle nicht um die Spiele gebracht werden, die zudem das Licht der Weltöffentlichkeit auf China und die Tibet- Frage werfen würden. «Wir fordern die ausländischen Regierungen aber auf, all ihren Einfluss zu nutzen, um China dazu zu bringen, diesen Konflikt friedlich zu lösen», sagte Tashi Wangi. Chinas Ministerpräsident Wen Jiabao hatte den tibetischen Aktivisten vorgeworfen, die Olympischen Spiele untergraben zu wollen. (dpa, AP)