Dalai Lama als Drahtzieher angeblich überführt

Chinesische Medien haben angebliche Beweise dafür veröffentlicht, dass der Dalai Lama die Unruhen in Tibet von langer Hand geplant haben soll. Der EU warf Peking eine Einmischung in innere Angelegenheiten vor.
von  Abendzeitung
Der Dalai Lama ist für Peking ein "Wolf in Mönchskutte"
Der Dalai Lama ist für Peking ein "Wolf in Mönchskutte" © dpa

Chinesische Medien haben angebliche Beweise dafür veröffentlicht, dass der Dalai Lama die Unruhen in Tibet von langer Hand geplant haben soll. Der EU warf Peking eine Einmischung in innere Angelegenheiten vor.

China hat den Appell der EU- Außenminister entschieden zurückgewiesen, einen Dialog mit dem Dalai Lama zur Beilegung der Tibet-Krise aufzunehmen. Zugleich veröffentlichten Chinas amtlich kontrollierte Medien angebliche Beweise dafür, dass der Dalai Lama die Unruhen in Tibet von langer Hand geplant habe. Während Chinas Staats- und Parteichef Hu Jintao bei einer Feier in Peking das Olympische Feuer auf seinen Weg über fünf Kontinente brachte, protestierten am Montag in vielen Ländern Menschen gegen das Vorgehen der chinesischen Sicherheitskräfte in Tibet und in den angrenzenden Provinzen.

Als Beweis für die Anschuldigungen gegen den Dalai Lama führten die chinesischen Medien an, ein Verdächtiger habe gestanden, dass ihn die Sicherheitsabteilung der exiltibetischen Regierung im indischen Dharamsala zum Verteilen von Flugblättern für einen Aufstand des tibetischen Volkes aufgefordert habe.

«Dalai-Lama-Clique» habe mobilisiert

Der Premierminister der exiltibetischen Regierung habe auf dem Treffen gesagt, die Tibeter sollten die seltene Chance der Olympischen Spiele in diesem Jahr in Peking nutzen, um Fortschritte für Tibet zu erzielen. So solle der Weg für eine Rückkehr des Dalai Lamas, des religiösen Oberhaupts der Tibeter, aus dem Exil geebnet und mehr Autonomie für das alte tibetische Gebiet erreicht werden, die über die heutige Autonome Region Tibet hinausreiche. Weiter hieß es, ein Treffen der «Dalai-Lama-Clique» am 14. März, dem Tag der schweren Ausschreitungen in Lhasa, habe beschlossen, alle Klöster mit mehr als 100 Mönchen zu mobilisieren. Das exiltibetische Finanzministerium sei instruiert worden, den Kampf gegen die chinesische Regierung zu finanzieren. Am Tag nach den Unruhen in Lhasa habe auch der Tibetische Jugendkongress (TYC) beschlossen, «Guerillas zur Infiltration in Tibet zu entsenden und einen bewaffneten Kampf aufzunehmen»

«Tibet ist innere Angelegenheit Chinas»

Am Samstag hatten die Außenminister der 27 EU-Staaten die chinesische Regierung zu einem «substanziellen und konstruktiven Dialog» mit dem Dalai Lama aufgefordert. Die Sprecherin des Außenministeriums in Peking, Jiang Yu, betonte daraufhin am Montag Chinas «starke Unzufriedenheit». Tibet sei «eine innere Angelegenheit Chinas».

Die Außenminister sollten nicht mit zweierlei Maß messen. Sie hätten die «gewalttätigen Verbrechen wie Prügel, Zerstörungen, Plünderungen und Brandstiftung» in Lhasa verurteilen sollen. Die EU solle «nicht Salz in die Wunden der unschuldigen Opfer der Unruhen in Lhasa reiben».

Weltweiter Tibet-Aktionstag

Zum internationalen Tibet-Aktionstag gab es in vielen Ländern, darunter auch in Deutschland, Demonstrationen. In Nepals Hauptstadt Kathmandu riefen Hunderte Exil-Tibeter vor der chinesischen Botschaft in Sprechchören: «Stoppt das Töten in Tibet» und «Lang lebe der Dalai Lama». Die Polizei löste die Protestaktion auf, setzte laut Augenzeugen Schlagstöcke ein und nahm mehr als 150 Menschen fest. Die Regierung in Kathmandu unterstützt Peking in seiner Tibetpolitik. Mehrere hundert Menschen gingen auch in Sydney in Australien auf die Straße. Dort blieben die Proteste friedlich. In der indonesischen Hauptstadt Jakarta demonstrierten vor der chinesischen Botschaft rund 200 Menschen, darunter zahlreiche buddhistische Mönche. (dpa/AP)

merken
Nicht mehr merken
X

Sie haben den Inhalt der Merkliste hinzugefügt.