CSU trennt sich von ihrer Werbeagentur

Nach dem CSUnami bei der Landtagswahl und heftiger Kritik an der vorangegangenen Kampagne trennt sich die Partei von ihrer langjährigen Münchner Werbeagentur "Serviceplan". Beide Seiten achten derzeit jedoch sorgfältig darauf, keine schmutzige Wäsche zu waschen.
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Wurde in der CSU als Gruftie-Motiv verspottet: Wahlplakat des Tandems Huber und Beckstein.
dpa Wurde in der CSU als Gruftie-Motiv verspottet: Wahlplakat des Tandems Huber und Beckstein.

MÜNCHEN - Nach dem CSUnami bei der Landtagswahl und heftiger Kritik an der vorangegangenen Kampagne trennt sich die Partei von ihrer langjährigen Münchner Werbeagentur "Serviceplan". Beide Seiten achten derzeit jedoch sorgfältig darauf, keine schmutzige Wäsche zu waschen.

Die einen behaupten, es habe an Günther Beckstein gelegen. Wenn die Körpersprache nicht stimme, dann brächten auch der beste TV-Spot und das tollste Plakat nichts. Der Franke sei einfach kein Sieger-Typ gewesen. Die anderen halten dagegen, die CSU-Kampagne habe nicht gestimmt. Sie sei auf Edmund Stoiber zugeschnitten gewesen, den man dann schlicht gegen Beckstein ausgetauscht habe.

Wie auch immer: Nach dem Wahldebakel gehen die CSU und ihre Agentur „Serviceplan“ nach acht Jahren Zusammenarbeit und sechs gemeinsamen Wahlkämpfen jetzt getrennte Wege.

Abzusehen war das seit Wochen. Jetzt machte die Münchner Agentur den ersten Schritt und erklärte, sie werde für die Bundestagswahl nicht mehr zur Verfügung stehen. An einer Ausschreibung werde sie deshalb nicht mehr teilnehmen. Zuvor allerdings hatte die CSU auch schon „nonverbale Signale“ ausgesendet, dass der neue Parteichef Horst Seehofer und sein General Karl-Theodor zu Guttenberg die Agentur wechseln werden.

Schon während des Wahlkampfes gab's Ärger um Strategie und Plakate

Die CSU erklärte: „Der bestehende Vertrag mit Serviceplan ist Ende Oktober ausgelaufen. Wir haben nach der Landtagswahl entschieden, Gespräche mit einer Mehrzahl von Agenturen zu führen. Wir respektieren, dass sich Serviceplan aus dem Kreis der Bewerber zurückgezogen hat.“ Mehr will dazu keiner sagen. Schmutzige Wäsche soll jetzt nicht gewaschen werden.

Denn schon während des Wahlkampfes gab es Ärger um die Strategie und um die Plakate. Das erste gemeinsame Motiv des Tandems Erwin Huber und Günther Beckstein wurde zum Flop. Keiner wollte die Gruftie-Werbung haben. „Die schauen aus wie zwei graue Panther, die fürs Senioren-Stift werben“, wurde in der CSU gelästert. Danach sollte die Kampagne alleine auf Beckstein zugeschnitten werden. Doch auch das wollte nicht gelingen. Die ersten Dummies misslangen. Ständig musste mit dem Computer retuschiert werden. Beckstein ließ sich schlecht fotografieren, war bei den Filmaufnahmen eher hölzern.

Aber auch die Ideen der Werber waren nicht zündend. Die Plakate ähnelten dem Prinzip Stoiber der letzten Wahlkämpfe. Als die CSU in den Sommerferien auch noch mit dem Slogan „Sommer, Sonne, Bayern“ kam, tobte die Basis: „Schwachsinn! Haben die sie nicht mehr alle?“

Die Agentur buchte FDP-Chef Westerwelle als Festredner - für über 7000 Euro

Die Agentur will sich ihren guten Namen jedoch nicht beschädigen lassen. Schließlich habe sie mit Stoiber „die Landtagswahl mit dem zweitbesten jemals erzielten Ergebnis von über 60 Prozent geführt,“ so die Agentur zur AZ.

„Serviceplan“ ist die größte Inhaber-geführte Werbeagentur Deutschlands. Seit fünf Jahren kürt sie gemeinsam mit der „Wirtschaftswoche“ jedes Jahr die stärksten Unternehmens- und Produktmarken. Bei der Verleihung 2007 engagierte „Serviceplan“ den FDP-Vorsitzenden Guido Westerwelle als Festredner und zahlte ihm dafür über 7000 Euro. Und jetzt regieren die Liberalen in Bayern mit.

Angela Böhm/Markus Jox

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