CSU steuert auf Einführung einer Frauenquote zu
MÜNCHEN - Nach langem Widerstand steuert die CSU-Spitze auf die Einführung einer Frauenquote in der Partei zu. Die CSU hat nach wie vor weniger als ein Fünftel weiblicher Mitglieder und ist damit die männerlastigste der im Bundestag vertretenen Parteien.
Nach langem Widerstand steuert die CSU-Spitze auf die Einführung einer Frauenquote in der Partei zu. Offen ist allerdings, in welcher Form: Bei einer Sondersitzung des CSU- Vorstands an diesem Freitag stehen zwei unterschiedliche Vorschläge zur Debatte, die beide eine Quote vorsehen. Die Frauen-Union möchte eine weitergehende Regelung, die eine 40-Prozent-Frauenquote bei allen CSU-internen Wahlen von der Kreisverbands-Ebene an vorsieht. Wenn sich im ersten Wahlgang keine Frau findet, soll es einen zweiten Wahlgang ohne Quote geben. Dagegen steht ein Vorschlag aus den Reihen des CSU-Bezirksverbands Oberbayern, eine Quote nur in der engeren Spitze einzuführen.
Die CSU hat nach wie vor weniger als ein Fünftel weiblicher Mitglieder und ist damit die männerlastigste der im Bundestag vertretenen Parteien. Anlass der Sondersitzung ist ein Streit zwischen Frauen-Union und Junger Union. Mehrere der prominentesten CSU-Politikerinnen wie Landtagspräsidentin Barbara Stamm oder die stellvertretende Parteivorsitzende Beate Merk unterstützen eine Quote, weil sie in den vergangenen Jahren die Erfahrung gemacht haben, dass alle Appelle zur Frauenförderung nichts genützt haben. In der Jungen Union gibt es aber viele junge Frauen, die sich durch eine Frauenquote herabgesetzt fühlen würden. „Ich bin zuversichtlich, dass wir eine Regelung finden, die substanzielle Änderungen bringt“, sagte die Frauen-Unions-Vorsitzende Angelika Niebler.
Bundesagrarministerin Ilse Aigner hält eine durchgängige Pflichtquote bei sämtlichen internen Wahlen und Kandidatenaufstellungen für nicht praktikabel. Sie bevorzugt eine Quote im Vorstand und bei der Auswahl von Listenkandidaten, nicht aber bei der Wahl von Stimmkreiskandidaten. Parteichef Horst Seehofer wirbt seit seinem Amtsantritt dafür, mehr Führungspositionen mit Frauen zu besetzen. Hinter den Kulissen wurde in den vergangenen Tagen verhandelt, doch wurde bislang keine Einigung auf einen Vorschlag erzielt.
dpa