CSU-Senioren sind sauer auf Seehofer
MUENCHEN - Die über 60-Jährigen in der CSU-Landtagsfraktion sind sauer auf das junge Kabinett, das der neue Partei- und Regierungschef zusammengewürfelt hat - und auf Horst Seehofers 60-plus-Mobbing. Am Wochenende glühlten die Telefondrähte zwischen den Altvorderen. Jetzt wollen sie einen fraktionseigenen Arbeitskreis „Weisheit und Erfahrung“ gründen.
Eine Woche ist Bayerns neuer Ministerpräsident im Amt – und schon spricht Horst Seehofer über Rücktritt: „Ich weiß, was ich zu tun habe, wenn die Europa- und Bundestagswahl schlecht ausgeht“, raunte er gestern im Parteivorstand. Zuvor war er von den 60-Jährigen schwer attackiert worden. Seehofer hatte bei seiner Kabinettsbildung die Prämisse ausgegeben: „Keiner über 60!“
Wie das denn dann bei ihm selber sei, wenn auch er nächstes Jahr 60 werde, griff der Bundestagsabgeordnete Ernst Hinsken (65) den Partei- und Regierungschef an. Seehofer schmunzelte: Seine Regierung sei nicht auf mehrere Perioden angelegt. Ex-Wissenschaftsminister Thomas Goppel (61), der nicht mehr ins Kabinett durfte, giftete: „Wir dürfen die 60-Jährigen nicht vor den Kopf stoßen, weil sie eine der größten Bevölkerungsgruppen und unsere treuesten Wähler sind.“
Übers Wochenende hatten die Telefone zwischen den Landtagsabgeordneten geglüht. Die Fraktion ist tief verärgert wegen Seehofers 60-plus-Mobbing. „Da sollen alle bis 67 Jahre arbeiten und der CSU-Ministerpräsident demonstriert, dass für ihn Menschen über 60 keinen Wert mehr haben und altes Eisen sind“, empört sich ein führendes Fraktionsmitglied.
Dort will man jetzt demonstrativ einen Arbeitskreis „WE“ (Weisheit und Erfahrung) gründen. Seehofer versuchte gestern zu beruhigen: „Wichtig ist doch, dass wir jetzt eine ordentliche Politik für Senioren machen.“
Beruhigen muss er auch die Franken, die zu Günther Beckstein standen. Am 22.November will er eine „Frankenkonferenz“ einberufen. CSU-Generalsekretär Karl-Theodor zu Guttenberg: „Es gibt natürlich Verletzungen und Missverständnisse.“
Angela Böhm