CSU-Schmid: Vom Eisen-Georg zum geschüttelten Schorsch
MÜNCHEN - CSU-Fraktionschef Georg Schmid galt als Kraftprotz. Dann kam er Seehofer in die Quere. Jetzt gibt er kein so stattliches Bild mehr.
Noch vor einem Jahr war er der eiserne Georg, der mächtige Kraftprotz der CSU-Fraktion, der das schärfste Rauchverbot Deutschlands durchsetzte und die Staatsregierung in die Knie zwang. Doch Georg Schmid hat rasant an Statur verloren und wurde zum schwachen Schorsch, der vor dem Ministerpräsidenten in die Knie gehen muss. Für Horst Seehofer ist der Fraktionsvorsitzende nur noch ein rotes Tuch. Egal was der Schwabe sagt und tut, er watscht ihn ab. Denn der „Schüttel-Schorsch“, wie sie ihn nennen, hat eine Gabe entwickelt: Er vermasselt Seehofer seine Erfolge.
Diese Woche waren es die Uiguren, die Schmid ausgerechnet am 100. Amtstag des Ministerpräsidenten zum Koalitionskonflikt heraufbeschwor. Ein kleine Minderheit in China, die die schwarz-gelbe Koalition plötzlich zu entzweien drohte. Niemand redete mehr über Seehofers Erfolgsbilanz. Zum Thema der Woche im bayerischen Landtag stiegen 17 uigurische Guantánamo-Häftlinge auf. Tagelang wurde in einer Scheindebatte diskutiert, ob Bayern sie aufnimmt oder nicht – falls die US-Regierung irgendwann im Freistaat anfragen sollte.
Seehofer kann sich gar nicht beruhigen: So etwas habe er in seiner ganzen politischen Laufbahn weder in Berlin noch in Bonn erlebt, giftete er vor Journalisten gegen Schmid. „Diese Kraftmeierei hätten wir uns sparen können.“ Den Streit demonstrieren die beiden per Körpersprache. Schmid ist blass um seine spitze Nase, schleicht über die Gänge des Landtags, als sei er zusammengefaltet. Seehofer fertig ihn mit seinen 1,93 Metern eiskalt und brutal ab.
Schon auf Klausur in Kreuth waren die beiden aneinander geraten. Seehofer wollte seinen Berliner Erfolg, die Steuersenkung, zelebrieren. Stattdessen kam es zum „Filz“-Krach: Schmid hatte eine umstrittene Umfrage präsentiert, laut der 75 Prozent der Bürger die CSU für „verfilzt“ halten.
In der CSU-Fraktion herrscht Ratlosigkeit über das angespannte Klima. Die einen sprechen über „unverzeihliche Fehler“, die Schmid da begangen habe, und klagen, er sei als „Fraktionsmanager ungeeignet“. Andere dagegen stehen voll zu ihm und kritisieren Seehofer. „Von wegen neuer Stil“, Seehofer habe eine „Demokratur“ errichtet. Politik werde in Bayern keine mehr gemacht. Seehofer betreibe nur noch PR für sich.
Angela Böhm