CSU-Party in Kreuth: Seehofer geht ins Bett

Er war ein Experiment, der Kultur-Abend der Landtagsfraktion. Die wollte junge Leute hören und fühlen. Seehofer ging bald ins Bett und die Party dann los - das Video!
von  Angela Böhm
Das Einzige, was zu Beginn des Abend swingte, war die Band Carolin No auf der Bühne.
Das Einzige, was zu Beginn des Abend swingte, war die Band Carolin No auf der Bühne. © bö

Er war ein Experiment, der Kultur-Abend der Landtagsfraktion. Die wollte junge Leute hören und fühlen. Seehofer ging bald ins Bett und die Party dann los - das Video!

KREUTH Das haben die historischen Mauern in Kreuth noch nie erlebt. Sie wackelten beim Kultur-Abend der CSU. In Bayern daheim – Kultur schafft Identität“, lautete das Motto am Dienstag. Doch so identifizieren konnte sich Horst Seehofer mit dem Programm nicht. Party und laute Musik sind nicht das seine. Während die Soul und Funk Band Hot House Adeles Top-Hit „Rolling in the deep“ rockte, mampfte der CSU-Chef eher unbeteiligt und in aller Seelenruhe sein Spanferkelkotelett in Dunkelbierjus. Dann besang die Band aus Oberbayern auch noch seinen SPD-Gegner Christian Ude.

„Es ist ein Experiment“, erklärte Fraktionschef Georg Schmid und war kaum mehr zu halten. „Wir wollen junge Menschen hören und spüren.“
Die sahen in der ersten Reihe aber gleich auf einen Seniorentisch. Neben Seehofer saßen Prälat Lorenz Wolf und Oberkirchenrat Michael Grabow, die zuvor einen ökumenischen Gottesdienst für die CSU-Abgeordneten gehalten hatten.

Gegenüber war Geschichtsprofessor Ferdinand Kramer platziert, der am Mittwoch über Bayerns Erfolg und Tradition referierte. Dazwischen die Mutter der CSU, Landtagspräsidentin Barbara Stamm, und ihr Vize Reinhold Bocklet, der heuer seinen 70. Geburtstag feiert. CSU-Urgestein Wilfried Scharnagl (73), einst das Sprachrohr von Franz Josef Strauß, durfte neben Fraktionschef Schmid sitzen, der als einziger zumindest mit seiner rechten Hand mitmovete.

Den Altersdurchschnitt am Ehrentisch senkte CSU-Generalsekretär Alexander Dobrindt (42), der neben Seehofer fleißig SMS in sein Handy tippte.

 

Party in Kreuth: Sehen Sie hier das Video

Eigentlich wollte die CSU bei ihrer Klausur zum Wahlkampf- Auftakt ja alles vergessen machen. Ihre eigene Vergangenheit. Und ihren Herausforderer Christian Ude. Dann musste ausgerechnet die heiße Band aus Oberbayern alles aufwärmen. Sie dichtete den Hit von Alicia Keys „New York City“ in „Munich City“ um.

Darin wurde die Landeshauptstadt als unbeugsames gallisches Dorf besungen, das nicht aufhöre, Widerstand zu leisten gegen die CSU-Regierung. Das Leben sei nicht leicht für die Landesväter, seit der „rote Häuptling Udelix“ an die Macht wolle, schallte es von der Bühne.

„Manchmal dat i mir wünschen, i wär in zehn Minuten vom Hauptbahnhof am Flughafen“, baute Sängerin Iris auch Stoibers legendäre Transrapid–Rede ein und verschonte auch seinen Nachfolger Günther Beckstein nicht: „Du bist die einzige Stadt, in der man zwei Maß Bier trinken und no fahren darf!“

Wenigstens beim Oberpfälzer Kabarettisten Toni Lauerer und seinem Programm über „bläde Fragen und bläde Antworten“ hatte die CSU dann was zu lachen. Auch wenn manchen Abgeordneten seine Witze zu platt waren. „Da hät ich bessere erzählt“, so der Oberfranke Walter Nadler.

Völlig in ihren Bann aber zog das Pop-Duo Carolin No die CSU mit ihrer minimalistischen Musik. Mit ihrer hauchzart rauchigen Stimme elektrisierte Sängerin Caro Obieglo auch Horst Seehofer. Ihr Mann Andi verzauberte mit seinem ungewöhnlichen Klavierspiel. „Emming“ hat er eine seiner Kompositionen genannt, nach dem niederbayerischen Dorf, in dem er als Bub das Klavierspielen gelernt hat. „Bravo“, tobten die Abgeordneten und forderten Zugaben.


„Die sind die neue CSU“, war Seehofers-Sprecher Jürgen Fischer ganz weg. Wenn er sich da mal nicht täuscht. Beim Podiums-Interview mit Ex-BR-Moderator Alex Dorow, der jetzt für die CSU im Landtag sitzt, verrieten die beiden, die von der CSU-nahen Hanns-Seidel-Stiftung 2010 mit dem Nachwuchsförderpreis ausgezeichnet worden waren, dass sie vor einem Jahr von Würzburg nach Berlin gezogen sind. Mehrfach sind sie schon mit Liedermacher Konstantin Wecker aufgetreten, der auch den Begleittext für ihre CD „Lieder“ geschrieben hat. Und der unterstützt bekanntlich Seehofer-Herausforderer Christian Ude.

Nach dem Auftritt von Caroline No verabschiedete sich Seehofer unauffällig und ging ins Bett. In der Fraktion aber ging’s dann erst richtig los. Als Seehofer weg war, rockten und twisteten die Abgeordneten mit Hot House. Allen voran Landtagspräsidentin Barbara Stamm und Fraktionschef Georg Schmid.

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