CSU-Parteitag: Viagra, Red Bull – und KT

Beim Treffen der Partei auf der Messe ist von der alten Herrlichkeit nicht viel übrig. Doch nach der sehnen sich die Delegierten. Also ist Doping gefragt: Das Mittel Guttenberg hilft immer.
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Will er ihn schlagen? Nein, Horst Seehofer macht nur Spaß auf dem Parteitag. KT zu Guttenberg wirkt auch nur mäßig verängstigt.
dapd Will er ihn schlagen? Nein, Horst Seehofer macht nur Spaß auf dem Parteitag. KT zu Guttenberg wirkt auch nur mäßig verängstigt.

Beim Treffen der Partei auf der Messe ist von der alten Herrlichkeit nicht viel übrig. Doch nach der sehnen sich die Delegierten. Also ist Doping gefragt: Das Mittel Guttenberg hilft immer.

MÜNCHEN Seine beiden Hände steckt er tief in die Hosentaschen, als würde er heimlich die Faust ballen, wenn ihn wieder alle nur nach Karl-Theodor zu Guttenberg, dem „Messias der CSU“ fragen. „Wenn das das einzige Problem ist, das die CSU hat, bin ich ein glücklicher Parteivorsitzender“, lächelt Horst Seehofer seinen Rivalen weg. Am Freitag Nachmittag hat er ein ganz anderes Problem: die Frauenquote. Da muss Seehofer selber ein Stoßgebet an den großen Hoffnungsträger richten: „Karl-Theodor hilf.“

Der schwarze Baron soll’s richten: wenn es die CSU-Basis wirklich zum Äußersten treibt und den Parteichef mit seiner Mini-Quote abblitzen lässt. Die Fäden für die Rettungsaktion werden in den Vorbesprechungen gezogen. „Mal schauen wie es läuft“, sagt Guttenberg und signalisiert, dass er den Retter in der Not spielen wird.

Um 12.30 Uhr fährt er vor der Halle C der Münchner Messe vor. Die liegt an einer Nebeneinfahrt. Am Eingang hängen zwei schlaffe Fahnen. Früher flatterten die bei CSU-Parteitagen zu Dutzenden am Haupteingang. Diesmal tagt die CSU quasi im Hinterstübchen.

Schneidig steigt Guttenberg aus, schüttelt jedem Mitarbeiter die Hand. Seehofer kommt eine halbe Stunde später, wandelt gleich durchs Foyer. Dort serviert ihm die Parteijugend Chili con Carne. Seehofer lächelt: „Da werde ich richtig angriffslustig.“ Ein paar Meter weiter präsentiert sich der Pharmakonzern Pfizer. Der stellt Viagra her. Auch „Red Bull“ ist vertreten. Offensichtlich braucht die CSU jetzt alles, was hart macht.

Der Landtagsabegordnete Gerhard Wägemann aus Mittelfranken klagt bereits in der U-Bahn, dass er seine Parteibasis kaum mehr im Zaum halten kann. Die will Guttenberg. „Ich muss ihnen schon sagen, der Guttenberg kann nicht Kanzler und Parteichef und Ministerpräsident in einem werden.“

Politikwissenschaftler Heinrich Oberreuter warnt schon vor dem Obama-Effekt: Die Erwartungen an Guttenberg seien so hoch, dass sie in der Realität gar nicht erfüllt werden können. Auf dem Parteitag verhallt das. Ein Vertreter der bayerischen Wirtschaft sagt an seinem Stand im Foyer: „Es gibt eine enorme Nervosität an der Basis, weil die Leitfigur fehlt, aber schreiben Sie bitte meinen Namen nicht.“

Guttenberg, Guttenberg, irgendwann platzt Seehofer der Kragen: „Ist das alles was die deutsche Politik bewegt?“ 40 Delegierte wollen zur Frauenquote reden. Es geht bis in die Nacht. Angela Böhm

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