CSU-Parteitag: Grün ist für Schwarz das neue Rot
Wahrscheinlich haben doch mehr Bayern der Krönung von Charles III. in London zugesehen als dem CSU-Parteitag in Nürnberg. Doch das tat der erwarteten Jubelstimmung in Franken keinen Abbruch. Fast genauso minutiös abgestimmt wie das Spektakel in London war die Polit-Show in Nürnberg, mit welcher die Christsozialen den Landtagswahlkampf einleiteten. Und noch etwas anderes hatten beide Veranstaltungen gemeinsam: Sie boten nichts Unerwartetes.
CSU bewegt sich stabil zwischen 40 und 41 Prozent
Der Parteichef und einstimmig nominierte Spitzenkandidat Markus Söder ist offenbar der Meinung, dass die Angst vor Ampel-Zuständen in Bayern und die Wut auf die von ihr verursachten Unbequemlichkeiten im Wesentlichen ausreicht, um genügend Wähler am 8. Oktober für die CSU an die Wahlurne zu locken. Die Umfragen geben dieser Einschätzung bislang recht: Die CSU bewegt sich stabil zwischen 40 und 41 Prozent. Das lässt schon manche von einer Wiedererringung der absoluten CSU-Mehrheit. Träume, die Söder nicht recht sein können. Bekanntlich legen jene Parteifreunde die Latte möglichst hoch, die den jeweiligen Kandidaten nicht gewogen sind. Und davon gibt es in der CSU immer noch einige.
Ampelkoalition macht es Markus Söder nicht leicht
Bisher hat es die Berliner Ampelkoalition Söder mit ihren Problemen, Rückschlägen und Streitereien leicht gemacht. Die CSU muss eigentlich hoffen, dass die Scholz-Truppe ihre Performance bis zum bayerischen Landtagswahltermin nicht verbessert. Ob sie sich daran hält, kann man nicht vorhersagen. So recht kann man an ein Comeback der Beliebtheit der Ampel freilich nicht glauben.
Der PR-Profi Söder weiß auch: Bekanntheit ist die halbe Miete. Und daran haben alle seine bayerischen Gegenkandidaten noch zu arbeiten. In Nürnberg wiederholte Söder zwar nicht die Herabsetzung des SPD-Spitzenkandidaten Florian von Brunn als "Florian von Dings", aber er sagte Ähnliches: Warum sollte der Wähler jemanden vertrauen, den er nicht kennt? Und er versicherte erneut, mit dem Kapitel Kanzlerkandidatur abgeschlossen zu haben: "Einmal Berlin reicht."
Weichen auf eine Fortsetzung der CSU-Freie Wähler-Koalition sind gestellt
Erstaunlich: Obwohl sie um dieselbe Wählerklientel buhlen, gingen CSU und Freie Wähler – anders als im zurückliegenden Bundestagswahlkampf – bisher recht schonend miteinander um. Die Weichen auf eine Fortsetzung der CSU-Freie Wähler-Koalition sind gestellt und gewissermaßen einzementiert.
Bleibt die Frage, ob die relative Ideenlosigkeit des CSU-Landtagswahlkampfs sich nicht doch noch rächen könnte, weil das Publikum auch mal etwas Neues hören möchte. Ohne den Sparringspartner Grüne und dem Buhmann Lauterbach bliebe von den Inhalten der CSU-Kampagne, so wie sie bisher vorgetragen wurde, nicht so sehr viel übrig. Es könnte ja sein, dass der eine oder andere Wähler bis zum Oktober das ständige Eindreschen auf die grüne Verbots- und Miesmacherpartei und eine eher nebulöse "Wokeness"-Diktatur satt bekommen. Das von Söder in Nürnberg angekündigte "Schwimmbadförderprogramm" allein wird dann wohl nicht reichen.