CSU Parteitag: Aigner wiedergewählt

Mit einem Fast-100-Prozent-Ergebnis als Bezirksvorsitzende führt Bundeslandwirtschaftsministerin Aigner die Oberbayern-CSU in die heiße Phase des Wahlkampfs. Parteichef Seehofer gefällt es. Er umarmt seine Hoffnungsträgerin – und warnt das Parteivolk vor Übermut.
Germering - Eine Umarmung gab es vom Vorsitzenden für „die Ilse“ schon bei der Begrüßung vor der Stadthalle. Und als Horst Seehofer Bundeslandwirtschaftsministerin Aigner nach ihrem 99,7-Prozent-Ergebnis zur oberbayerischen CSU-Bezirkschefin gratulierte, gab es auch noch ein Küsschen. Seehofer schätzt die 48-Jährige, die er überall nur noch mit Vornamen anredet. Er holt sie nach der Wahl in sieben Wochen in die Landespolitik zurück. Ohne konkret zu werden, wies er Aigner in seiner Rede am Samstag beim CSU-Bezirksparteitag in Germering bei München schon einmal eine herausragende Position nach einer gewonnenen Wahl zu.
Seehofer hatte sich vor der Wiederwahl Aigners als Chefin des mächtigen CSU-Bezirksverbandes für seine Hoffnungsträgerin in die Bresche geschlagen. Persönlich trat er ans Rednerpult und warb für die groß gewachsene Oberbayerin mit den großen Augen und den Lachgrübchen im Gesicht. „Ich bitte um einen starken Vertrauensbeweis“, umgarnte er die 330 Delegierten. Es fruchtete: Minutenlanger Applaus, als Landtagsvizepräsident Reinhold Bocklet verkündete, dass bei 325 Ja-Stimmen nur ein einziger Delegierter gegen Aigner votiert hatte.
Zuvor war der Rechenschaftsbericht der alten und neuen Bezirkschefin in der wohltemperierten Stadthalle recht unspektakulär ausgefallen. Zwar hämmerte Aigner ihren Zuhörern erst selbstbewusst ein, dass die CSU-Oberbayern „die Lokomotive für ganz Bayern ist“. Der Bezirksverband habe ein Spitzenpersonal anzubieten. Aber demütig fügte sie im getupften Sommerkleid hinzu: „Wir wissen, dass wir der mitgliederstärkste Verband sind, aber wir wissen auch, dass wir die Wahl nur gemeinsam gewinnen können.“ Auch Aigners mehrfache Kritik an Grünen und SPD riss die Delegierten nicht von den Sitzen. Rhythmischer Beifall kam nur auf, als sie Seehofer zurief, alles für seine Wiederwahl als Ministerpräsident zu tun.
Der CSU-Chef selbst verzichtete in seiner knapp halbstündigen Rede weitgehend auf Attacken gegen die Opposition. Nur die SPD bekam ein wenig Fett ab: „Schwach wie nie zuvor“ seien die Sozialdemokraten. Außer Diffamieren und Schwachreden des Landes sei nichts von ihnen zu hören. Stattdessen warnte er das Parteivolk vor Übermut, auch wenn die CSU in ihrem oberbayerischen Kernland wieder „problemfreie Zone“ sei.
Am Abend des 15. September wird Seehofer freilich ganz genau auf Oberbayern schauen. Bei der Wahl 2008 hatte die Partei dort das historisch schlechteste Ergebnis von 39,3 Prozent hinnehmen müssen - die Landeshauptstadt München eingerechnet. Auch wenn Aigner sich offiziell nicht auf eine Prognose einlassen will: Zumindest ein deutlich besseres Ergebnis als vor fünf Jahren wird die CSU-Strahlefrau für ihren Parteibezirk einfahren müssen, wenn sie nach einem Wahlsieg bei der Postenvergabe ganz vorne dabei sein will. Schlüsselressort im neuen Kabinett Seehofer oder CSU-Fraktionsvorsitz im Landtag – das sind zwei häufig genannte Optionen für Aigner.
Wenig zu lachen hatte am Samstag CSU-Generalsekretär Alexander Dobrindt. Bei seiner Wahl zum stellvertretenden Bezirkschef musste er sich mit 86,9 Prozent zufriedengeben. „Alles im normalen Bereich“, kommentierte Seehofer lässig beim Hinausgehen die Schlappe Dobrindts, „das ist so, wenn man Position bezieht.“ Dobrindt selbst kommentierte trotzig: „Ein sehr gutes Ergebnis“. Sozialministerin Christine Haderthauer bekam bei ihrer Wiederwahl als Bezirksvize mit 80,7 Prozent zwar ein noch schlechteres Ergebnis, kann sich aber dennoch freuen: Gegenüber ihrer Wahl vor zwei Jahren verbesserte sie sich um fast zehn Prozentpunkte.